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Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 10:11
von Arkadi
VinylSavor hat geschrieben: In einigen englischsprachigen Foren wird das Thema Netzteil momentan hitzig diskutiert. Da gibt es einige Leute die auf winzige Induktivitaeten mit geringstmoeglichem Kupferwiderstand schwoeren und diesen Ansatz eifersuechtig verteidigen.
Thomas,

ich weis es nicht wo und wer, aber ich bin der Meinung auch das Induktivität soll minimal-notwendieg sein und geringer Wickelwiderstand haben, der letzte gehört schlislich auch zu parasiteren Parametern.
old tube hat geschrieben: "Kapazitäten müssen ja auch nachgeladen werden und das dauert bei großen auch länger, verbunden mit entsprechenden Ladestromspitzen.
Norbert,

Stimmt schon, aber die Elkos kann man auch laden quazi "ohne Ladestromspitzen" und mit quazi sinusformige Netz-Stromverbrauch.
So das die Energie praktisch ununterbrochen zufliest und ladet die Kondensatoren nach. Es funktioniert ganz gut.

Moderationshinweis: Bitte um der Lesbarkeit willen die 'Quote-Unquote'-Funktion benutzen...

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 10:30
von VinylSavor
Hallo Arkadi,
Arkadi hat geschrieben:ich weis es nicht wo und wer, aber ich bin der Meinung auch das Induktivität soll minimal-notwendieg sein und geringer Wickelwiderstand haben, der letzte gehört schlislich auch zu parasiteren Parametern.
Das wird z.B. auf Tube DIY Asylum heftig diskutiert. Da werden Drosseln mit Kupferwiderstaenden im einstelligen Ohm-Bereich probagiert.
Stimmt der Kupferwiderstand ist ein parasitaerer Parameter, spielt nach meiner Erfahrung allerdings nicht so eine grosse Rolle wie manche vertreten. Kommt natuerlich auch auf die Gesamtschaltung und das Zusammenspiel mit dem Lautsprecher an.

Gruss

Thomas

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 12:22
von mb-de
Hallo Thomas!
albino07 hat geschrieben: was wäre denn dann für eine SET 300B mit etwa 7W Ausgangsleistung ein sinnvoller Kompromiss für die Netzteil-Siebkapazität bei einer Ub von ca 500V?
Meine Erfahrung bei einfachen Siebketten (CLC, 300B Eintakt Stereo, Uak >= 320V, Ia bis 100 mA):

Siebglied bestehend aus Drossel (mindestens 12 H, Eigenresonanz kritisch bedaempft, also nicht zu niederohmig) und Siebkapazitaet (mindestens 1000 uF low-ESR, Bypass optional 47..100 uF MKP oder Dielektrikum undter Oel).

Bei weniger kann man noch deutlichen Einfluss auf Klirr und Intermodulaiton feststellen...

Besser sind natuerlich laengere Siebketten - immer fuer Gegentakt, wo es passt, auch fuer Eintakt - mit L-Eingang nach dem Filter, ausgebaut als LCLC fuer Endstufen, LCLCLC fuer Vorstufen, mit nach hinten steigendem Siebfaktor - letztes LC-Glied mit Resonanzfrequenz deutlich unter 10 Hz (ich bevorzuge unter 2 Hz), wieder kritisch oder ueberkritisch bedaempft.

Bei Eintaktern kann man mit C hinter dem Gleichrichte beginnen, Groessenoerdnung 1uF per mA Laststrom, niemals aber mehr als fuer eine eventuelle Gleichrichterroehre beim gegebenen Trafowiderstand zulaessig. Die Faustformel 1 uF per mA ergibt einen einigermassen brauchbaren Stromflusswinkel.

Gruss

Micha
=->
PS: Bei den Elkos benoetigt man keinen Bypass, wenn man low-ESR-Typen mit Resonanzfrequenz ueber 50 kHz und ESR kleiner 0,7 Ohm benutzt...
(Edit: Zu schnell auf 'send' gedrueckt - Text komplettiert...)

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 12:34
von VinylSavor
Hallo!
mb-de hat geschrieben:(mindestens 1000 uF low-ESR, Bypass optional 47..100 uF MKP oder Dielektrikum undter Oel).
Das bestaetigt, wie unterschiedlich die Erfahrungen und Einschaetzungen sind. Micha's und mein Ansatz liegen um den Faktor 25 auseinander :)

Gruss

Thomas

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 13:03
von Gerd
Hallo,

Morgan Jones bringt bei den Siebketten auch die Filtergüten ins Spiel, und schlägt sogar vor, diese mit zusätzlichen Widerständen auf 0,5--0,7 zu drücken.

Ich halte auch eine hohe Induktivität für sinnvoll, wenn es um Versorgung mit konstanter Stromaufnahme geht.

Für gegentakt-AB-Betrieb mit schwankender Stromaufnahme ist der Weg über große Kapazitäten sicher besser, um Kompressionseffekte bei Aussteuerungsspitzen zu minimieren. Da kann L kleiner ausfallen, für gleiche Siebfaktoren gleiches L*C, und bei Gegentakt ist die Restbrummspannung nicht ganz so problematisch.

Man sollte also von Fall zu Fall entscheiden, und entsprechend der Anwendung optimieren. Eine klara Aussage, dieses oder jenes Vorgehen ist generell richtig, läßt sich nicht treffen.

Gruß Gerd

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 13:22
von VinylSavor
Hallo Gerd
Gerd hat geschrieben:Morgan Jones bringt bei den Siebketten auch die Filtergüten ins Spiel, und schlägt sogar vor, diese mit zusätzlichen Widerständen auf 0,5--0,7 zu drücken.
Oder eine Drossel nehmen, die keinen moerderisch niedrigen DC-Widerstand hat. Kann gut sein, dass die Anhaenger der "low-DCR"-Fraktion Nachschwingeffekte im Netzteil bei Lastwechseln hoeren und das Ergbnis fuer besser halten.
Gerd hat geschrieben:Man sollte also von Fall zu Fall entscheiden, und entsprechend der Anwendung optimieren. Eine klara Aussage, dieses oder jenes Vorgehen ist generell richtig, läßt sich nicht treffen.
Hier ging es konkret um SE 300B, also nicht Gegentakt AB...
Deiner Einschaetzung fuer AB-gegentakter wuerde ich natuerlich zustimmenb und dort auch mit hohen Kapazitaeten und harten Netzteilen arbeiten.

Gruss

Thomas

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 13:54
von mb-de
Hallo zusammen,

ich denke, sowohl Thomas' als auch mein Ansatz koennen bei Eintakt 'zielfuehrend' sein.

Thomas minimiert den Netzteileinfluss auf die Eintaktstufe vornehmlich ueber Isolation ueber grosse Drosselinduktivitaet und ein dem Innenwiderstand der (End)roehre angemessenen Kondensator, der den Signalweg vom kalten Ende des (Ausgangs)uebertragers auf die Katode der (End)roehre schliesst.

Diese Methode liefert namentlich bei relativ hochomigen (End)roehren sehr anhoerbare Ergebnisse.

Ich waehle hingegen die Kapazitaet der letzten Siebkondensatoren so gross, dass (bei qualitativ guten Kondensatoren) diese fuer den Audifrequenzbereich einen Quasi-Kurzschluss (Xc << Ri (Endroehre)) darstellen, und so nahez drosselunabhaengig (End)stufe und Netzteil entkoppeln.

Zusaetlich sorgt eine hinreichend grosse Drossel vor diesem Siebkondensator fuer weitere Isolation zum 'Eingang' des Netzteiles oder einer Regelstufe hin - da elektronische (Laengs)regler selbst Verstaerker mit nichtidealen Eingenschaften sind und damit Klirrmodulation produzieren, ist eine gute Isoation (Filterung nach dem Regler) hier ebenfalls angemessen.

Meine Mehtode ist aber - streng betrachtet - nur bei niederohmigen Endroehren notwendig. Da ich meine 'Gehversuche' mit Trioden auf der niederohmigen Seite (6S33, 6080, 6336 in (Quasi)-OTL) startete und fuer mich erfolgreich optimierte, habe ich ihn auch auf 'mittelohmige' Trioden (2A3, 300B, bis 45/AV8) uebertragen... die Ergebnisse wurden auch von anderen bisher immer als brauchbar empfunden

Wichtig ist bei dem Spiel, dass nirgendwo 'ringing' in der Siebkette auftreten kann - daher mein Argument zur Notwendigkeit einer (ueber)kritischen Daempfung - in dieser Hinsicht bin ich in line mit Morgan Jones. Um Anregung zum ringing zu vermeiden, sollte man auch auf gesunde Stromflusswinkel durch Gleichrichter und Netztrafo achten - Filter mit L-Eingang oder richtig bemessenem, nicht zu grossem C ist sinnvoll.

Gruesse

Micha
=->
PS: Hier gilt wieder mal, dass verschiede Loesungen sinnvolle Ergebnisse liefern koennen, solange man sie sauber und konsequent durchrechnet und aufbaut...

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 14:01
von mb-de
Hallo Thomas!
VinylSavor hat geschrieben:Kann gut sein, dass die Anhaenger der "low-DCR"-Fraktion Nachschwingeffekte im Netzteil bei Lastwechseln hoeren und das Ergbnis fuer besser halten.
Da man dies' ringing wirklich sehr deutlich messen kann, gehe ich auch von dessen Hoerbarkeit aus.

Gruss

Micha
=->
PS: Ich finde Gerds Aussage zur Notwendigkeit der fallabhaengigen Optimierung konsensfaehig. Und bei der Optimierung fuehrt wahrscheinlich mehr als ein Weg in Zielnaehe...

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 16:57
von Gerd
VinylSavor hat geschrieben:
Gerd hat geschrieben:Morgan Jones bringt bei den Siebketten auch die Filtergüten ins Spiel, und schlägt sogar vor, diese mit zusätzlichen Widerständen auf 0,5--0,7 zu drücken.
Oder eine Drossel nehmen, die keinen moerderisch niedrigen DC-Widerstand hat.
Bei einer normal dimensionierten Drossel ist der ohmsche Widerstand schon zu gering. Ich hab das mal mit verschiedenen Drosseln und üblichen Cs durchgerechnet. In allen Fällen ist der Rdc allein zu niedrig, oft sogar um Faktor 2-3.
VinylSavor hat geschrieben:Kann gut sein, dass die Anhaenger der "low-DCR"-Fraktion Nachschwingeffekte im Netzteil bei Lastwechseln hoeren und das Ergbnis fuer besser halten.

Möglicherweise ja. Klirr bewirkt ja ähnliches. Mit klingts einfach besser, wenn es geradzahlige Harmonische sind.
Hier ging es konkret um SE 300B, also nicht Gegentakt AB...
sorry, war nur als Hinweis gedacht.

Eigentlich bräuchte man ja nur Gegentakt-A zu bauen, und ginge damit jedwelchen Betrachtungen zum Netzteil elegant aus dem Weg.

Gruß Gerd

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 17:07
von mb-de
Hallo Gerd!
Gerd hat geschrieben: Eigentlich bräuchte man ja nur Gegentakt-A zu bauen, und ginge damit jedwelchen Betrachtungen zum Netzteil elegant aus dem Weg.
... aber nur bei perfekter Symmetrie.

Und die ist leider gar nicht so einfach zu erzielen... leider.

:wink: & Gruss

Micha
=->

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 18:37
von GlowingTube
Moin zusammen,

inzwischen gibt es hier einige Stimmen, die bessere Erfahrungen mit "weichen" Netzteilen bei Tube-Amps gemacht haben. Ich will das auch nicht bezweifeln. Aber ich möche meine Fragen dazu stellen, weil ich bisher andere (gegenteilige) Erfahrungen gemacht habe (zumindest in Bezug auf die Kapazität eines Netzteiles während ich das "L" mal ausklammere).

Also, wie mancher sicherlich weiß, bin ich beruflich Elektroniker; habe in den 70er Jahren bei Valvo in Hamburg meine sogenannte Lehre machen dürfen; habe also von der "Pieke auf gelernt", wie man so schön sagt. Allerdings fing ich an zu lernen, als die Röhrentechnik gerade "MEGAOUT" war, weil die Sandtechnik raschen Einzug in alle techn. Bereiche hielt. Somit wurde entsprechende Netzteil-Techniken (mit C-L-C) nicht bzw. kaum vermittelt

Ehrlich gesagt kenne ich keinen Fall aus meinem beruflichen bzw. auch privaten Bereich, wo ein "starkes" (überdimensioniertes) Netzteil Probleme bereitet hat bzw. es vorteilhafter gewesen wäre, ein "weiches" Netzteil zu verwenden.

Ich habe nun einige Tage überlegt und die Beiträge, die hier gepostet worden sind, verfolgt. Dennoch kann ich mir das fachlich nicht erklären, warum "weich" bei Tube-Amps Vorteile haben kann.

Ich verstehe die Einwände/Bedenken zu den Drosseln. Da bin ich auch nicht sicher (s.o.), was optimal ist und ob eine Drossel überhaupt sein muß. Ich kenne Tube-Amps, die im hochpreisigen Segment angesiedelt sind und überhaupt keine Drossel haben, sondern nur "C" aber dafür reichlich.

Bleiben wir bei dem Sachverhalt, das ein Netzteil nur aus "C satt" besteht. Welchen Nachteil hat das bzw. welchen Vorteil hat die Siebdrossel?

Nochmals; ich will nicht stänkern, sondern rein sachlich diskutieren.

Viele Grüße
Rainer

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 19:01
von VinylSavor
Hallo Rainer,

ich schildere mal meine Sicht und Hoererfahrungen zu dem Thema:

Meine Netzteile sind zwar eher als "weich" einzustufen, das mache ich aber nicht, weil ich in der "Weichheit" des Netzteils einen Vorteil sehe, sondern weil die Massnahmen, welche ein "hartes" Netzteil ergeben klangliche Nachteile mit sich bringen.

Der letzte Siebkondensator ist im Signalweg. Leider gibt es keine idealen Kondensatoren, die verschiedenen Kondensatortypen haben alle unterschiedliche Auswirkungen auf das Signal, wenn sie im Signalkreislauf sind. Insbesondere Elkos machen sich negativ bemerkbar.

Klanglich am neutralsten (aber bei Weitem auch nicht perfekt) haben sich fuer mich Oeltypen herauskristallisert (Oel-Papier, oder MP in Oel) als Alternative auch MKP-Folien. Und auch bei diesen wiederum so geringe Werte wie moeglich.

Wenn man nun als letzten Siebkondensator einen solchen Typen im Bereich bis 30-40uF einsetzten moechte, so muss man, um Brummfreiheit zu erzielen, zusaetzlich Drosseln verwenden und meist auch mehrstufige LC-Strecken. Ein einzelner Kondensator nach dem Gleichrichter stellt nur ein 6db Filter dar. Eine LC Strecke hat 12dB und LCLC ist nochmal steilflankiger. Dadurch ergibt sich eine verbesserte Fitlerung auch der Oberwellen in der gleichgerichteten Spannung (Vielfache von 100Hz) und auch fuer sonstigen hoeherfreqeuenten Muell aus dem Netz

Siebketten mit L-Eingang oder nur sehr kleinem Eingangs-C haben zudem den Vorteil, dass der Stromflusswinkel in den Gleichrichtern sehr gross wird und der Strom gleichmaessiger aus dem Netzteil gezogen wird.

Nachteile der Drosseln sind neben Kosten, Groesse und Gewicht, dass diese mit den Kapazitaeten Schwingkreise bilden. Nicht korrekt dimensioniert kann das Netzteil bei Lastaenderungen nachschwingen "("ringing").

Ein weiterer "Weichmacher" sind Roehrengleichrichter. Diese haben gegenueber den Siliziumdioden den Vorteil geringere Stoerungen zu erzeugen. Roehrengleichrichter schalten sanft ein und machen im Nulldurchgang sofort zu. Waehrend manche Siliziumdioden eine kurze Zeit benoetigen um abzuschalten. Diese Stoereffekte bei den Silizumdioden kann man durch geeignete Massnahmen zwar bedaempfen, was allerdings genaue Dimensionierung von Snubbernetzwerken und aehnlichem erfordert.

Ideal waere natuerlich ein Netzteil mit einer Ausgangsimpedanz nahe null. Leider ist das zumindest nach meinen Hoererfahrungen und -vorlieben nicht ohne klangliche Nachteile zu realisieren.

Gruss

Thomas

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 19:15
von Hallo
Hallo
ich kann den Ausführungen von Thomas nur beipflichten. Die Versuche mit viel hilft viel habe ich schon lange aufgegeben.
Alle Vor- und Endstufen die ich aufgebaut habe, klangen mit zu großen Siebkapazitäten hell, träge/müde, unausgewogen.
Erst die richtige Größe der Siebung führte durch Versuch zum Hörerfolg. Dabei kam heraus, dass die Siebkapazitäten viel kleiner waren als einem viele "Fachleute" weismachen wollen.
Des weiteren stellt sich die Frage, wie den sog. Lastspitzen im A-Betrieb einer Vor- und Endstufe zustande kommen sollen.
Der Verstärker läuft im A-Betrieb eh ständiger unter maximaler Last und wenn ich diese Überschreite, dann komme ich eh in Bereiche für die der Verstärker gar nicht mehr ausgelegt ist.
Für diese maximale Last sollten dann die Cs und Ls ausgelegt sein. Dabei sollte man sich mal vor Augen führen wieviel Strom denn in einer Vor- oder Endstufe fließt und wie viel Siebung wirklich zur Glättung benötigt wird!

Grüße

Jürgen

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 19:51
von GlowingTube
Moin nochmal,

ich lese die Begriffe "A-Betrieb", "300B", "2A3" etc.

Frage: um welche Verstärker-Schaltungen geht es bei Euren Betrachtungen? Habt ihr diese NT-Techniken auch in PP-Amp mit 50Watt im Einsatz?

Viele Grüße
Rainer

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 20:19
von mb-de
Hallo Rainer,

wie ich schon vorher schrieb, bevorzuge ich HARTE Netzteile mit durchaus grossen Energiespeichern an letzter Stelle vor der Endstufe.

Ich hatte ja weiter oben schon gesagt, welche Bemessungskriterien ich dort als angemessen empfinde.

Bei Gegentaktbetrieb ist ein hartes Netzteil absolut notwendig - immer fuer AB- oder B-Betrieb mit den inhaerenten starken Lastschwankungen, die am weichen Netzteil durch schwankende Versorgungsspannung Intermodulationsverzerrungen produzieren.

Bei Eintakt (per Definition immer im A-Betrieb) oder Gegentakt-A ist hingegen im Prinzip auch ein weiches Netzteil ertraeglich. Leider stimmt dies Prinzip nur fuer Endstufen, die absolut linear arbeiten, und niemals uebersteuert werden. Nichtlinearitaeten fuehren immer zu Rueckwirkungen auf das Netzteil, und damit zu moeglichen Intermodulationsverzerrungen ueber die Versorgungsspannungsschwankungen.

Also sehe ich auch hier ein hartes Netzteil im Vorteil.

Klagen ueber 'langweiligen' oder schlechten Klang durch zu grosse Netzteilkapazitaet habe ich bezueglich meiner Verstaerkerentwuerfe, ob selbst gebaut, von anderen nachgebaut oder fuer andere entworfen, noch nicht gehoert...

Gruss

Micha
=->
PS: Zu Thomas' Argument mit dem Klangeinfluss der Kondensatoren:
Ich denke, dass man negativen Klangeinfluss von Kondensatoren im 'Kreisschluss' von Eintaktern entweder auf seine Methode (kleine, sehr hochwertige Kondensatoren) oder auf meine (gute Kondensatoren, die so dimensioniert sind, dass nur eine differentielle Wechselspannung ueber sie abfaellt) minimieren kann - und das beides ordentlich funktionieren wird,so man sonst alles richtig macht... Dem Rest ueber das Optimieren der Siebketten und dem Minimieren von Schaltgeraeusch bei den Gleichrichtern und dem Optimieren des Stromflusswinkels und der Filterung folge ich.

Zu Juergens Argumentation:
Massgeblich ist nicht unbedingt die gespeicherte Energiemenge (obwohl es nicht schadet, mehr zu speichern als absolut noetig (so das nicht zu Schaltstoerungen und Trafo/Drossel-Saettigung durch Ladestromspitzen fuehrt) - es geht um das Optimieren von Siebfaktoren und Entkopplung.

Es geht mir dabei nicht um das unreflektierte 'viel hilft viel' von Billig-Roehren- oder Transistorverstaerkerkonstruktionen, bei denen nach dem Gleichrichter nur ein unnoetig dicker Ladekondensator folgt - sondern um optimierte Ketten. Wenn ueber den letzten Kondensator im Netzteil bei einigen hundert Volt Vorspannung nur wenige mV Wechselspannung abfallen, produziert er weniger Verzerrungen als ein solcher, ueber den sehr hohe Wechselspannungen abfallen, weil sein Xc groesser ist.

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 20:45
von GlowingTube
Hi Micha,

ah, jetzt ist meine "Elektronenwelt" wieder in Ordnung! Hier wurde meinerseits etwas in den Fred hineininterpretiert, was nicht Thema war/ist. Die Überschrift des Freds hatte mir suggeriert, es ginge (auch) um PP-Amps. Nun merke ich endlich, daß es hier primär um Class-A Amps geht, die natürlich ein anderes Verhalten haben und somit andere Eigenschaften vom NT fordern. Ich hatte mich doch arg gewundert, wie man mit so filigranen Bauteilen einen fetten PP-Amp bedienen will. So ein fein ziseliertes Netzteil wäre bei jedem Paukenschlag vermutlich in die Knie gegangen.

Danke Micha! :beer

LG
Rainer

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 21:27
von VinylSavor
Hallo Rainer,
GlowingTube hat geschrieben:Frage: um welche Verstärker-Schaltungen geht es bei Euren Betrachtungen? Habt ihr diese NT-Techniken auch in PP-Amp mit 50Watt im Einsatz?
Wie ich weiter oben zu einem Beitrag von Gerd bereits schrieb: Fuer einen Class-AB oder Class-B Gegentakter wuerde ich auch ein hartes Netzteil bauen. Meine Bauten sind bisher SE oder PP rein Class A.

Das Ganze haengt auch vom Zusammenspiel mit dem Lautsprecher ab. Ein LS der Impedanzeinbrueche hat und vom Amp Strom fordert wird mit so einem Konzept nicht vernuenftig klingen. Bisher haben mir solche Lautsprecher aber auch nie klanglich gefallen, auch wenn sie mit einem passenden amp betrieben wurden. Ist aber nur mein persoenlicher Geschmack.

Ich hab aehnliche Hoererfahrungen gemacht wie Juergen schreibt. Amps mit fetten Siebkapazitaeten, die ich bisher hoerte liesen ziemlich viel an Aufloesung vermissen, insbesondere im Hochton. Die hatten zwar Grobdynamik, aber keine Feindynamik.

Micha's amps hab ich bisher nicht gehoert, kann natuerlich sein dass die in der Beziehung anders sind. Vielleicht gibts ja auf dem ETF die Moeglichkeit das mal zu vergleichen. Ich werde mit diversen Amps zum ETF kommen.

Ich kann nur immer wieder wiederholen: man kann viel ueber solche Themen theoretisieren, Aufschluss bringt es nur wenn man sowas mal vergleicht und sich selbst einen Hoereindruck verschafft.

Gruss

Thomas

Verfasst: Mi 12. Aug 2009, 22:33
von GlowingTube
Hallo Thomas,

auch Dir lieben Dank für Deine Ausführungen! Inzwischen ist mir auch völlig klar geworden, das ihr über Class-A Amps diskutiert habt. Das ist manchmal witzig, das es oftmals sehr lange Diskussionen gibt (manchmal sogar sehr hitzig geführt) und nach x Seiten stellt sich heraus, das eigentlich das Diskussionsthema gar nicht von allen gleich interpretiert worden war.

Ich habe mich mit Elektrostaten als Speaker angefreundet... auf Grund unserer raumakustischen Probleme. Daher habe ich mich für kräftige PP-Amps entschieden. Selbst die Cayin Monos 9084D (300B als Treiber- und die 845 als Endstufenröhre) waren nicht überzeugend an den Quads.

Inzwischen konnte ich in meinem Raum an meiner Anlage so einige Amps - mit und ohne Tube - hören. Nach meinem Geschmack trifft der Cayin A-88T (stark modifiziert), der Octave V70, die OCTAVE Monos MRE130 und der OTL-Amp Graaf GM200 meinen Geschmack am besten. Zum Cayin und beiden Octave Produkten trifft definitiv zu: je mehr Elkos (gemeint ist die Anzahl(!) und nicht unbedingt die Kapazität), desto mehr räumliche Abbildung, Ruhe (im Sinne von stressfreier Wiedergabe), Feinzeichnung, Punch usw. und absolut nichts von Langerweile, Müdigkeit oder sonstigen nachteiligen Eigenschaften. Ich habe das immer wieder von Freunden bestätigt bekommen, die meine Anlage seit Jahren kennen. Ich glaube, ich hatte es schon geschrieben, daß ich mit Kapazitäten von 20 x 470uF arbeite.

Ehrlich gesagt kribbelt es inzwischen, mal testweise die Drossel wegzulassen. Das ist ja ein rel. kleiner Eingriff.

Aber, durch die Diskussion im abgespaltenen Fred inspiriert, werden zunächst neue Versuche mit höheren Ruheströmen durchgeführt, weil das habe ich noch gar nicht gemacht.

Tschüss
Rainer

Verfasst: Do 13. Aug 2009, 21:07
von mb-de
Hallo Thomas!
VinylSavor hat geschrieben: Micha's amps hab ich bisher nicht gehoert, kann natuerlich sein dass die in der Beziehung anders sind. Vielleicht gibts ja auf dem ETF die Moeglichkeit das mal zu vergleichen. Ich werde mit diversen Amps zum ETF kommen.
Ich hoffe es. Ich plane auch, mehrere Verstaerker mitbringen (hoffentlich kommen die LL1660S-AM/PP noch rechtzeitig :wink:)- ein Vergleich wird sicher sehr aufschlussreich...
VinylSavor hat geschrieben: Ich kann nur immer wieder wiederholen: man kann viel ueber solche Themen theoretisieren, Aufschluss bringt es nur wenn man sowas mal vergleicht und sich selbst einen Hoereindruck verschafft.
So ist es.

Man kann einen elektrisch (rechnerisch/messtechnisch) noch so 'optimalen' Ansatz fahren - aber ohne Anhoeren am echten Lautsprecher im Raum und mit echter Musik weiss man am Ende trotzdem nicht, ob und wie es klingt.

Und beim Anhoeren lernt dann jeder, was ihm gefaellt, und was nicht - was durchaus von Person zu Person abweicht... smaaken verschillen. :OK: .

Gruss

Micha
=->