Ich kanns einfach nicht lassen, aber der (Jazz-)Musikfreund versteht es:
JOACHIM SCHOENECKER TRIO - Nocturnes -
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Nocturnes kann man mit "Nachtstücke" übersetzen. Das trifft es auch ziemlich gut, denn was Joachim Schoenecker (git), Dietmar Fuhr (bass) und Chander Sardjoe (drums) gemeinsam mit dem Minguet Quartett auf Tonträger gebannt haben, hat durchgängig die entspannte und trotzdem spannende Atmosphäre einer langen, verrauchten Nacht, in der man aus dem Jazzclub kommend den Nebel durch die Kanaldeckel steigen sieht – oder so ähnlich.
"Nocturnes" ist eine klassische Jazzplatte im doppelten Sinne: Zum einen bewegt sich Joachim Schoenecker stilsicher und hochgradig virtuos durch die einzelnen Tunes, die eben größtenteils im "klassischen" Jazzbereich zu Hause sind, stets nachvollziehbar bleiben und nie über Gebühr in Schräglage geraten. Zum anderen liegt die Besonderheit dieser CD in der musikalischen Beteiligung des wahrhaft "klassischen" Minguet Streichquartetts, welches die Soundpalette des Trios um einige in diesem Zusammenhang nicht unbedingt übliche Farbtupfer bereichert.
Die Verbindung von Jazztrio und Streichquartett funktioniert tadellos und bringt zuweilen Stimmungsmomente hervor, die auch wunderbar als Filmmusik durchgehen könnten – im besten Sinne. Dabei wirken die Streicher auch bei den gefälligsten Harmoniewendungen nie wirklich kitschig, sondern betonen in ihrem kammermusikalischen Auftreten vorzüglich die besondere Intimität, die dieses Album auszeichnet.
Schoenecker selbst hat sich bereits mit seinen vorangegangenen Alben einen exzellenten Ruf als Gitarrist erspielt und weiß auch auf „Nocturnes“ vor allem durch traumhafte Phrasierungen gleichermaßen zu gefallen und zu beeindrucken. Sein Spiel ist bei allem technischen Können immer so entspannt, dass es gar nicht aufdringlich wirken kann. Seinen Ton artikuliert der Gitarrist stets sauber und klar, ohne jedoch die Wärme vermissen zu lassen, an denen es vielen verkopften Jazzern oft mangelt.
Die Gitarre bildet bei dieser Produktion den Dreh- und Angelpunkt allen musikalischen Schaffens und kreiert um sich herum eine angenehme Entspannung, die eben nur der zu erzeugen weiß, der sein Instrument wirklich vollkommen beherrscht - sei es bei "City Lights" mit seinem bluesig groovigen Groove, oder bei "Eclectic Dance Scene", bei dem man nach dem indischen Voice-Percussion Intro eigentlich John Mc Laughlin hinter der nächsten Ecke vermuten würde.
Neben den Eigenkompositionen Schoeneckers finden sich drei Coverversionen auf der CD, die in ihren Arrangements nicht aus dem vorher gesteckten Rahmen fallen. Der Klassiker "Stella By Starlight" kommt hier ohne Rhythmuswechsel aus, Bill Evans "Turn Out The Stars" lebt von der einfühlsam gespielten Akustikgitarre, die auch beim vorletzten Track "And So It Goes" von Billy Joel zum Einsatz kommt. Hier sind auch die Streicher wieder am Start und man schickt sich an, die Ufer der Pop-Musik zu erobern. Jedoch bewegt man sich hierbei dann doch nahe an der Schwelle zum rosa Plüschkissen. Der Titel hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt auf die CD gemusst, trübt aber den Gesamteindruck in keiner Weise. Und das an- und abschließende Gitarrensolo "City Lights Reprise" entschädigt sowieso für alles.
Eine tolle Jazzplatte, auch klanglich, die vor allem durch ihre sehr persönliche Stimmung überzeugen kann. Pflicht. Tolles Cover
Klasse!