So, es ist soweit. Der Umbau des Bausatzverstärkers SE15-300 von Ampdesign ist abgeschlossen.
Behilflich, was den technischen Support anging, war dabei Matthias alias mk0403069 aus dem Hifi-Forum, der die Umbauten an seinem eigenen (selbigem) SE15-300 untersucht hat und mit Oszi und Co auch die Messwerte lieferte.
Der Schaltplan ist hier nochmal zu sehen:
http://www.ampdesign.de/SE15-300.htm
Größte Änderung war sicherlich der große Hammond AÜ. Weiterhin wurde das Netzteil für die B+ optimiert. Der erste C vor der Drossel wurde auf 33uF verkleinert (das Datenblatt der 5U4GB gibt maximal 40uF an, 47uF sind laut Schaltplan vorgesehen, bei mir hat der H.Bubeck gar 100uF beigelegt
) Die Drossel blieb unverändert. Der C nach der Drossel ist jetzt ein WIMA MKP4 mit 260uF. Beide Cs haben jetzt auch einen "Bleeding Resistor" bekommen (220kOhm). Damit der Widerstand zwischen B+ und MAsse wieder passt, habe ich R16 ebenfalls durch 220kOhm ersetzt (4x220kOhm zu 2x100kOhm).
An der Heizung der 6SN7 bzw. 300B wurde nix verändert. Dafür aber am Signalweg und der Ruhestromeinstellung der 300B. Der Rk wurde auf 820Ohm vergrößert. Ebenfalls habe ich 9W statt der vorher verwendeten 4 bzw. 5W Widerstände verwendet. Etwas Reserve ist hier nicht schlecht, denn nimmt man nur einen Kanal in Betrieb oder ein Kanal fällt aus, steigt die B+ an der anderen Anode an und der Widerstand muss mehr Leistung abführen. Hier scheint auch die 300B von EH etwas anders als das Datenblatt von WE angibt. Ausgerechnet haben wir für 300V Anodenspannung und Ia=61mV einen Rk von 1kOhm. Damit hat Matthias aber massiven Klirr K3 gemessen.
Weiter geht's. Die beiden Koppel-Cs habe ich durch MCapZN Folien mit einer Spannungsfestigkeit von 630V ersetzt. Die Über-Alles-Gegenkopplung ist auch raus geflogen. Der Rest der Schaltung blieb vorerst unverändert. Die Messungen habe ergeben, dass die 300B sehr wenig K2, dafür aber mehr K3 und höhere Ordnungen produziert. Der K2 der 6SN7 und der 300B hebt sich fast komplett auf. Um eine bessere Verteilung des Klirr zu bekommen, wurde eine lokale Gegenkopplung von Anode2 zu Kathode1 der 6SN7 geführt. Die Berechnung dafür hat 330kOhm und 0,1uF ergeben. Der GK-C ist ebenfalls wieder ein MCapZN. C2 ist entfallen.
Hat sich die Sache gelohnt? Ich denke ja. Der Verstärker klingt hörbar besser. Vor allem kommt da jetzt auch Tiefton raus, ohne am EQ schrauben zu müssen. Außerdem hab ich dank der sehr guten und ausführlichen Hilfe von Matthias viel gelernt. Mehr, als wenn man nur mal einen Verstärker zusammen schraubt. Hilfreich war dabei, dass man viele Teile der Schaltung einzeln betrachtet hat und damit auch aufkommende Fragen problembezogen gelöst wurden.
Auch kann ich jetzt eure Empfehlung mit dem „verkaufen“, Budget drauf legen und neu bauen absolut nachvollziehen! Budget ist übrigens aufgebraucht und betrug 500 Euro. Nur hätte ich dann nicht das gelernt, was ich jetzt weiß.
Nicht nur die Übertrager limitieren im originalen Schaltplan, auch der Trafo ist auf Kante ausgelegt. Daher liegen an der 300B auch gerade so 300V Anodenspannung an, da die B+ im Betrieb etwas einbricht. Ohne Last hab ich an der Anode zu Masse gemessen knappe 440V.
Ebenfalls hinderlich, wie ihr im Vorfeld gesagt habt, ist es, ein Konzept auf Platine zu optimieren. Die Bauteile unter zu bekommen, war jetzt nicht unmöglich, aber LEGO ist einfacher. Daher fiel die Wahl auch auf MCapZN, da diese vom Preis noch akzeptabel und vom Platzbedarf noch genügsam waren.
Das nächste Thema ist die angesprochene 6SN7. Ja, mir wird alles klar. Klirr der Vor-und Treiberstufe heben sich auf mit der 300B. Die 300B klingt nicht mehr so, wie sie soll. Die lokalen GK holt einen Großteil des 300B-Klangs zurück. Aber klar ist auch hier wieder … festes Konzept, eingeschränkte Möglichkeiten. Eine Umrüstung auf eine C3M wäre sicher nur unter argem Aufwand möglich und dann kann man auch gleich einen eigenen Verstärker bauen.
Aber Ziel war ja, das Maximum aus dem Bubeck’schen Konzept zu holen, ohne den kompletten Verstärker umzubauen.
Der Vollständigkeit halber, ich habe die Gelegenheit genutzt und das 12V Netzteil für die LED und die Versorgung der Remote-Platine neu aufgebaut und auch so etwas „aufgeräumt“.
Ein Problem habe ich noch und da könnt ihr mir - außer hoffentlich Feedback zum Umbau – vielleicht noch helfen. Ich habe leichtes Netzbrummen in den LS. Das war vor dem Umbau auch schon gaaanz leise, ist jetzt aber etwas hörbarer. Sicher auch Aufgrund der fehlenden Über-alles-GK. Ausschließen kann man laut Matthias die 5V bzw. 6,3V (real habe ich 6,2V gemessen) Heizungen. Auch die Anodenversorgung hat Matthias ebenfalls als brummfrei (an seinen CW3) bezeichnet. Folgenden Test habe ich gemacht: Den Verstärker mit gezogenen Endröhren eingeschaltet. Ergebnis: es brummt unverändert. Ebenfalls ist im Einschaltmoment, wenn die Kondensatoren geladen werden, dass der Brumm besonders hörbar ist. Das alles führt zur Vermutung, dass es sich um magnetische Einstreuung vom Trafo in die AÜs handelt. Was verwunderlich ist, dass Matthias das bei sich nicht hat. Seine AÜs sind aber ein bisschen weiter vom Trafo entfernt.
Weitere Überlegung. Ich habe es nicht nachgemessen, vermute aber schon lange, dass auf meinem Stromnetz ein hoher Gleichstromanteil liegt und den ohnehin knapp dimensionierten Trafo in die Sättigung treibt? Der Trafo an sich brummt aber nicht mechanisch (ist vergossen).
Könnte ich vielleicht mit einem DC-Filter am Netzanschluss den Brumm verringern. Aktuell hört man den aus unter 50cm, es handelt sich aber, wie oben schon geschrieben, um eher wirkungsgradschwache Dynaudios.
Soviel fürs erste
EDIT: Etwas korrigiert, Bilder folgen!