Mit einem leisen Surren schließt sich die Schublade des Cyberhome DVD.Players. Er erwartete eine DVD, aber er soll sich nur mit einer CD beschäftigen. Kinderkram für den Laser. Fehler macht er auch keine, weil er die Musik digital ausgibt.
Ich selbst nehme Platz im meinem Höhrstuhl. Zu Gast ist heute Abend United Brass Ensemble mit ihrem Stück Passage (1386bC-AD1611) oder so ähnlich. Sie haben sich schon in einer Kirche versammelt. Ich schließe meine Augen und bin mit den ersten Takten der Musik auch dabei.
Ich konnte dort geraden noch einen Platz auf der Empore ergattern, direkt vor der Orgel
Zu Beginn singt ein Mann mit einer hellen Stimme. Er steht halbrechts ziemlich genau in der Mitte des Kirchenschiffes.
Ich schleiche mich runter und finde einen freien Platz in der Mitte der Kirche. Ideal um die Instrument zu hören, die im Altarraum aufgebaut sind.
Kaum sitze ich wieder, sind riesige Trommeln zu hören. Sie werden begleitet von feierlich getragenen Posaunenkängen. Irgendein metallisches Percussions übergießt das Ganze noch bis zur Decke mit silberhellem Klang.
Jetzt hört es sich an, als wollten sie ihre Instrumente stimmen. Gott sei Dank nur kurz.
2 Perkussionisten, ein E-Bass, eine akustische Gitarre und mindestens 2 Posaunen entfalten eine Musik, wie ich sie noch nie gehört habe. Wenn man die Augen schließt, hat man das Gefühl, als würde man fliegen. Ich spüre weder Arme noch Beine und habe den Eindruck, als stünde ich mitten unter den Instrumenten.
Ein paar Minuten später erinnert mich der abrundtiefe Bass durch deutlich spürbare Vibrationen des Bodens, wo ich eigentlich bin.
Es kommen noch Trompeten und ein Schlagzeug dazu.
Den Abschluss dieses Teiles bildet der Sänger vom Beginn, der durch 3 Frauen begleitet wird. Auch sie stehen im Altarraum.
Sofort geht es mit den Blasinstrumenten weiter, die von den gewaltigen Trommeln zu Eile getrieben werden.
Unsanft werde ich darauf hingewiesen, dass der Trends 10 im Bass des rechten Kanals am Ende seiner Möglichkeiten angelangt ist. Auch die Autobatterie hilft nicht mehr. Er wird gehen müssen, aber am Horizont droht schon ein HLLY TAMP90.
Der Trends reißt sich aber zusammen und übersteht sogar das Donnern, welchen von einem Gewitter zu stammen scheint.
Kaum ist das Grollen des Donners verklungen machen schon die Bläser weiter. Ein kurzes Intermezzo der Percussions leitet sanft hinüber zu einer schüchternen Tuba. Diese erhält aber bald Unterstützung von Posaunen und Trompeten. Das Ganze steht auf dem Festen Fundament einer Trommel und das Percussion spannt darüber einen Bogen von ganz links nach ganz rechts .
Viele helle Glocken erinnern mich an Buddhistische Mönche. Gleich darauf singt eine Frau ein Solo. Sie steht genau an der Stelle, wo schon der Mann gesungen hatte. Sie hat aber für eine Frau eine bemerkenswert tiefe Stimme.
Das nächste Stück gefällt mir nicht, weil eine Elekrogitarre zu mittelalterlicher Musik nur bedingt passt.
Ob sich der akustische Bass besser einfügt ? Ich bin unsicher.Die einsetzende Orgel macht meinem Gedankenausflug ein Ende. Sie verleiht dem Ganzen den nötigen Halt, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln.
Whau ... jetzt lassen es die Bläser aber krachen. Die Trompeten auf der linken Seite bringen mein Gehör zum verzerren. Die Posaunen rechts machen das nicht. Egal
Schon wieder die E-Gitarre. Innerlich rollen sich mir die Zehennägel auf.
So ein Pech, jetzt kommt sogar noch der Eigentümer des Platzes. Ich diskutiere nicht und schlendere zurück auf die Empore.
Dort höre ich die wunderschöne Stimme einer jungen Frau. Ich stehe jetzt weiter hinten und höre sie nicht nur direkt, sondern auch die Reflexion, die über die Raumdecke nach hinten schallt. Die Kirche ist riesig.
Hier hinten lassen sich auch die getragenen Bläser schwer auseinander halten, aber sie füllen die ganze Kirche.
Wieder singt die Frau mit der dunklen Stimme. Auch der Ort ist gleich. Schon das alleine hätte den Besuch hier gerechtfertigt.
Sie wird abgelöst durch wildes Getrommel über dem die Bläser wie Wolken schweben. Das Schlagzeug übernimmt die Herrschaft, teilt sich aber die Kirche mit den Bläsern.
Kaum ist das letzte Zucken der High Heat verklungen, beginne ich wieder zu erkennen, wo ich eigentlich bin. Ich bin der Einzige hier in der Wohnung, aber bei Gott nicht alleine.
So ein Ausflug ist aber nur möglich, wenn die räumliche Abbildung korrekt ist, genügend Impuslfestigkeit und Schmalz in der Endstufe vorhanden ist. Sollte dort etwas knacken, rauschen oder die Endstufe verzerren - aus welchen Gründen auch immer- gelingt mir so ein Ausflug nicht. Dann kann ich die Diktatur der Großhirnrinde nicht abschalten und höre sie im Hintergrund lachen. Was soll dieses jämmerliche Gezischel „ DAS soll Schlagzeug sein ? DAS soll ein Chor sein ? Die sind ja zusammengepresst wie eine Lyona !! HaHa ! Hast due den Bass gehört, wie er verzweifelt Luft pumpt, aber keinen Ton mehr herausbekommt ( Das stammt aus der Zeit als ich eine Bose 901 an einer Bose 1801 getestet hatte mit dem Herzschlag auf Dark side of the moon.) ?
In dem Moment, wo die Anlage Fehler macht, glaube ich ihr nicht mehr, weil ich nicht die Anlage oder die Technik dahinter mag, sondern die Musik. Die Möglichkeit, aus meinem Kopf herauszuukriechen und ganz neue Welten zu endecken. Dabei nehme ich auf niemanden und nichts Rücksicht, außer auf das Geflüster meines Kontoauszuges am Monatsende.
Mir ist es egal, ob die Musik analog oder digital wiedergegeben wird - Hauptsache es ist richtig.
Möglicherweise auch nur scherzhaft gemeinte Statements in Koblenz wie:“ Schade, dass wir keine Analogquelle haben „ kann ich nicht verstehen (zumal der röhrenbetriebene CD-Player dort einen glänzenden Eindruck hinterlassen hatte).
Diesen Ausflug habe ich nicht mit meiner sündhaft teuren Chord-Endstufe gemacht, sondern mit dem HLLY T-20 und seinem Freund der TA 10, den ich aber entlasse und an anderer Position einsetzten werde. Das Konzert hat mir gefallen. Wenn also jemand mit dem T-20 nicht zurecht kommt, meldet Euch. Ich brauche 2 St. Den Vorverstärker habe ich auch noch auf meinem Wunschzettel. Mein Merlin hatte schon lange keinen würdigen Gegener mehr.
Viele Grüße
Oliver
P.S.
Cyberhome 452 Popelplayer
Behringer Digilog mit 96 kHz oversampling eingestellt
JPL 5235 Aktivweiche bei 320 Hz getrennt
Bass: Trends TA 10, kurz vor der Entlassung + 2 Basswürfel mit 2 25-er Bässen im B-Refelxgehäuse
MHT: HLLY TAMP20 kurz vor der Neueinstellung
Mittelhochtonteil der JBL 4350, ergänzt durch Kugewellenhörner.
Um meine Hörgewohnheiten zu verstehen, muss man meine Vorgeschichte kennen.
Früher hatte ich mit der JBL 4350 (180 kg/St., 2x38 cm-TT/Boc, angetrieben mit 450 W/Chassis + MHT-Teil mit 3x300 W bei 99dB/Wm) im Freien bis zum Anschlag gehört. Höhrabstand 12 m. Das war fantastisch. Extrem trockener Bass atemberaubende Räumlichkeit. Ich konnte sogar die Korrekturen verfolgen, die der Ing während der Aufnahme machte ( Thelma Housten, Position der Stimmen verändert) u. s. w..
Dann konnte ich nur noch im Zimmer hören und war entsetzt von dem kläglichen Brei, der mir dort als Musk von „meiner“ 4350 angeboten wurde.
Die einzige Alternative, die halbwegs den „Im Freien-Klang“ auch im Zimmer nachbilden konnte war eine Conficence 5 an einer Chord-Endstufe.
Von 99 dB, angetrieben von insgesammt 2,1 kW „zurück“ auf maximal 83 dB angetrieben von 0,6 kW. Erschwerend kommt noch hinzu, das die C5 nur bis ca 50 Hz geht und viele meiner CDs noch Musik darunter anbietet. ABER ....
Die 4350 braucht ein Mindestraumvolumen und sie muss ein Mindestabstand vom Hörer einhalten. Sonst klingt sie grauenhaft (steht auch in der Bedienungsanleitung, die ich hätte lesen sollen).
Seit 15 Jahren versuche ich meine 4350 wieder ins Leben (=Zimmer) zurück zu holen
Bemerkenswert an dem T20 ist, dass dieser kleine Kerl es geschafft hat, eine räumliche Darstellung zu bieten, wie ich sie nur von meiner Chord im Freien gewohnt bin
Das hatte keine V69 A oder B, keine Hirage Class A oder eine
http://www.roehren-und-hoeren.de/phpBB/ ... f58a8def8f
geschafft. Vor allen fiel mir auf, dass nicht mehr die einzelnen Chassis zu hören sind. Sie verschmelzen zu einem gemeinsamen Höhrraum. Die Kombination aus Impuslfestigkeit, Kontrolle und räumlicher Daratellung sind hervorragend, wenn es die Box zu nutzen weiß. Deshalb muss so ein Ding her.
Für Verbesserungsvorschläge bin ich natürlich dankbar, aber so, wie das Ding ist, ist er für mich gut genug - zumal eine weitere Chord mindestens mit 10 000 Euro zu buche schlagen würde
Das tut richtig weh.