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Phonovorstufe mit LCR RIAA Entzerrung
Verfasst: So 12. Okt 2008, 01:10
von VinylSavor
Hallo!
Hier das Schaltbild der Phonostufe, die bei unserer Schall & Rauch in Muenchen zum Einsatz kam:
[img:3599:719]
http://vinylsavor.de/diffphono.GIF[/img]
Die LCR-Entzerrung:
[img:720:540]
http://vinylsavor.de/lcreq.gif[/img]
Die Phono hat eine Verstaerkung von ca 54dB (einschliesslich MC-Uebertrager). Braucht also noch eine Hochpegelstufe zum Betrieb an normal empfindlichen Endstufen.
Als Netzteil werden ca 200V/300mA Hochspannung und 6.3V/2.5A Heizung (DC) benoetigt, beide Kanaele werden gemeinsam versorgt.
Die Potis sind zum Einstellen der DC-Symmetrie. Dazu ist ein Messinstrument fest verbaut, das an die relevanten Messpunkte gelegt wird (in der Schaltung nicht gezeigt)
Statt der EC8020 koennte man auch die russische 6C45 einsetzen, oder E810F als Triode geschaltet.
Ziel dieser Schaltung war es Kondensatoren im Signalweg zu vermeiden (ausser im Entzerrer). Im Entzerrer koennte man auch ein LR-Netzwerk einsetzen und somit alle Kondensatoren eliminieren. Hab ich aber noch nicht probiert.
Gruss
Thomas
Verfasst: So 12. Okt 2008, 09:21
von heijopo
Hi Thomas
Und wo seht ihr denn die Vorteile dieser Schaltung
Also, ich sehe nur einen längeren und " beschwerlicheren" Signalweg
Gruß Heinz
Verfasst: So 12. Okt 2008, 10:32
von VinylSavor
Hallo,
wie ich ja oben schon schrieb, habe ich das Teil so gebaut um Kondensatoren im Signalweg zu vermeiden, da diese meiner Meinung nach von allen passiven Bauteilen den Klang am meisten beeinflussen, aber darueber liesse sich streiten.
Dann ist die Phonostufe nur 2-stufig. 2 identische Stufen mit der Entzerrung dazwischen. Das Signal fliesst nicht durch alle Bauteile in der Schaltung. Die Drosseln stellen Entkopplungen dar. Die Schaltung "schwimmt" quasi zwischen Masse und Hochspannung.
Im einzelnen sieht der Signalkreislauf jeder einzelnen Stufe so aus:
Eingangskreis
Eingangsuebertragersekundaerwicklung -> Gitter Roehre 1 -> Kathode Roehre 1 -> Kathode Roehre 2 -> Gitter Roehre 2 Eingangsuebertragersekundaerwicklung
Ausgangskreis
Anode Roehre 1 -> Uebertragerprimaerwicklung -> Anode Roehre 2 -> Kathode Roehre 2 -> Kathode Roehre 1 -> Anode Roehre 1
Meiner Meinung nach recht ueberschaubar, aber andere mag der extensive Gebrauch von Uebertragern eventuell stoeren. Ich will damit sagen im Vergleich zu anderen Loesungen ist dies ein sehr kurzer Signalweg.
Aber viele Wege fuehren nach Rom!
Ein weiterer Vorteil der Schaltung ist, dass sie differentiell arbeitet.
Gruss
Thomas
Verfasst: So 12. Okt 2008, 12:00
von Analog_Tom
Hallo Thomas,
ich möchte an dieser Stelle einfach mal zum Ausdruck bringen, dass es mich persönlich sehr freut, dass Du Deine Kompetenz hier in diesem Forum mit einbringst.
Ich denke das ist eine Bereicherung für uns alle!
Gerade auch etwas unkonventionellere Denkansätze wie dieser, den Du hier vorstellst sind doch die von denen die Szene lebt.
Deswegen möchte ich Dich hiermit auch dazu ermutigen so weiterzumachen!
Viele Grüße
Tom
PS. Du scheinst ja bei der Firma Lundahl ganz schön für Umsatz zu sorgen...

Verfasst: So 12. Okt 2008, 14:08
von VinylSavor
Hallo Tom,
Danke, mach ich....
Aber ich moechte ausdruecklich betonen, dass Kritik durchaus erwuenscht ist. Und wie gesagt, ich halte meine Konzepte nicht fuer die alleinig richtigen. Es gibt viele Wege nach Rom und dies ist derjenige, den ich gewaehlt habe...
Analog_Tom hat geschrieben:Du scheinst ja bei der Firma Lundahl ganz schön für Umsatz zu sorgen...

Dafuer gibts auch den entsprechenden Rabatt
So sieht das ganze dann im Aufbau aus:
[IMG:106:165]http://img360.imageshack.us/img360/9401 ... ch1.th.jpg[/img][IMG:1]http://img360.imageshack.us/images/thpix.gif[/img]
[IMG:150:114]http://img372.imageshack.us/img372/3626 ... mk9.th.jpg[/img][IMG:1]http://img372.imageshack.us/images/thpix.gif[/img]
Verfasst: Di 14. Okt 2008, 14:41
von audiosix
[quote="Analog_Tom"]Hallo Thomas,
ich möchte an dieser Stelle einfach mal zum Ausdruck bringen, dass es mich persönlich sehr freut, dass Du Deine Kompetenz hier in diesem Forum mit einbringst.
Ich denke das ist eine Bereicherung für uns alle!
Gerade auch etwas unkonventionellere Denkansätze wie dieser, den Du hier vorstellst sind doch die von denen die Szene lebt.
Deswegen möchte ich Dich hiermit auch dazu ermutigen so weiterzumachen!
Viele Grüße
Tom
Hallo Thomas,
möchte mich der Meinung von Tom anschließen. Finde es auch gut mal Sachen abseits vom Mainstream zu sehen.
Hast du mal was in der SP veröffentlicht, meine da mal was gesehen zu haben.
Gruß,
Reinhard
Verfasst: Di 14. Okt 2008, 15:30
von Johannes LeBong
Moin!
Thomas Mayer war 'Homebrewer of the month' im Soundpractices Issue 16.
Seine 'Drehstromnetzteile' und sein offener Baustil mit vorgestanzten Profilen sind international legendär.
Es gibt nur wenige Trioden-Verstärker-Konstrukteure in Deutschland, die eine derartig ausgeprägte, unverwechselbare 'Handschrift' haben.
Das betrifft auch seine stark eisenhaltigen Schaltungen.
Ich finde es ganz große Klasse, was Thomas macht und habe auch Grund ihm dankbar zu sein, für seine frühere Beratung im Kontext Trioden.
Grüße, Jo
Verfasst: Di 14. Okt 2008, 15:40
von audiosix
hallo Jo,
schade das es die SP nicht mehr gibt. Der Einzige zu dem ich noch kontakt habe ist Jean Cristophe Morrison,
Reinhard
Verfasst: Di 14. Okt 2008, 15:44
von Johannes LeBong
audiosix hat geschrieben:hallo Jo,
schade das es die SP nicht mehr gibt. Der Einzige zu dem ich noch kontakt habe ist Jean Cristophe Morrison,
Reinhard
Hallo Reinhard,
ja, sehr schade!
Es gibt nur noch eine aktuelle Publikation die mich interessiert. Das ist die japanische MJ (zum Bilder und Schaltungen kucken)
Sonst orientiere ich mich halt an den guten alten Geschichten.
Grüße, Jo
Verfasst: Di 14. Okt 2008, 15:46
von audiosix
Und wie kommt man an die MJ?
Reinhard
Verfasst: Di 14. Okt 2008, 16:00
von Johannes LeBong
Sorry für off topic!
Zu der schönen Schaltung von Thomas kann ich leider inhaltlich nichts beitragen.
@ Reinhard
Die MJ bekomme ich sporadisch, konnte sie von hier aus noch nicht abonnieren. Ich bekam z.B. welche von Sakuma-san und von der jap. DHT-Gruppe. Manchmal lasse ich mir von japanischen Freunden ein Heft mitbringen und so... nicht ganz einfach.
Grüße, Jo
Verfasst: Di 14. Okt 2008, 16:28
von VinylSavor
Hey Leute,
danke fuer die netten Worte, ihr beschaemt mich
Jo hat ja schon zu dem Artikel im Sound Practices 16 geschrieben. Das war die letzte Printausgabe. Die Nr 17 hat es nicht mehr zum Drucker geschafft. Aber die gibt es auf der Archiv-CD. In der Ausgabe 17 habe ich einen Artikel ueber Drehstromnetzteile geschrieben. Die Archiv-CD wird vom Herausgeber auf ebay angeboten fuer nur 29$. Die enthaelt alle 17 Ausgaben.
Auf ebay suchen nach dem Verkaeufer n5kat. Das ist Joe Roberts. Er bietet manchmal auch verschiedene NOS-Bauteile an wie Allen Bradley Widerstaende und Kermikfassungen.
Gruss
Thomas
Verfasst: Di 14. Okt 2008, 17:18
von AlexK
Hallo ,
ich möchte mich den Worten meiner Vorredner anschließen .
Thomas ( und natürlich auch die anderen aus der Münchener Szene ) kennen zu lernen und mit ihm über alles mögliche , u.a. auch über Röhren

zu reden , war und ist für mich eine echte Bereicherung meines Hobbys . Daß daraus eine Freundschaft entstanden ist , ist natürlich noch besser , wenn nur die Entfernung nicht wäre

.
Schließlich sind meine noch nicht fertigen Schallwände auch ein bißchen von Thomas abgekupfert , allerdings mit anderen Systemen .
Glücklicherweise gibt es genug Planungen für gemeinsame Treffen , wo auch immer sie stattfinden mögen ( ja , ich weiß Thomas , 2009 bin ich dran , bis dahin ist der Dachboden für 20 Luftmatratzen fertig ) .
Musen to Jikken :
Nichts einfacher als das :
hxxp://
www.bookstorenippon.jis.de/
Einfach eine Mail an Frau Ai Aoki und ein Probeheft , bzw. ein Halbjahresabo bestellen , Preis pro Heft ca . 18 - 20 Euro incl . Porto in D .
Meine ersten Hefte kamen sehr pünktlich mit Einzelrechnung und gut verpackt , klappt also prima .
MfG , Alexander .
P.S.: Um wieder on topic zu werden , der EC8020 Entzerrer dürfte weltweit das einzige Exemplar in dieser Bestückung sein und gut klingen tut er auch noch

.
Verfasst: Di 4. Nov 2008, 17:36
von mb-de
Hallo Thomas!
VinylSavor hat geschrieben:
danke fuer die netten Worte, ihr beschaemt mich
Und ich tue das auch noch einmal

- die Blumen fuer Dich sind auch nach meiner Ansicht angemessen und notwendig... ich finde Deine Ansaetze immer wieder inspirierend - und Deine Anwesenheit (*) hat mich nach langem passiven Mitlesen diesen Forums dazu gebracht, mich hier anzumelden...
Und - etwas konkreter - mir gefaellt auch und gerade Dein Phonoentzerrer - die Architektur ist sehr schoen... radikal, aber alles enthaltend, was wesentlich ist.
Wenn ich irgendwann mal meinen dreistufigen symmetrischen LR-Entzerrer praesentiere, werden die Leute sagen, der Deinige habe mich inspiriert

.
Beste Gruesse
Micha
=->
(*) ... und die einiger anderer Leute, die ich schaetze (Alex, D., R., R., T., ...),...
Verfasst: Fr 17. Jul 2009, 18:14
von docali
Hallo,
der RIAA Verstärker ist wirklich ein super interessantes Konzept!
An der Schaltung verstehe ich eines noch nicht. Was ist der Sinn der jeweils beiden Anodendrosseln LL1668. Man hätte doch hier doch auch mit den Trioden direkt die LL1660PP anfahren können und würde sich so insgesamt 4 Drosseln sparen.
Gruß,
docali
Verfasst: Fr 17. Jul 2009, 21:22
von mb-de
Hallo docali,
ein moeglicher Vorteil der Schaltung mit Drosseln:
Keine Gleichstromvormagnetisierung des Kerns des LL1660/PP...
Natuerlich koennte man den Strom auch durch den 1660/PP fliessen lassen, haette dann aber deutlich mehr Muehe, die Sache vormagnetisierungsfrei zu lassen, das Symmetrierpoti im Signalweg - und keine gleichwertige Unterdrueckung von Restwelligkeit auf der Versorgungsspannung...
Ich finde, das ist ein interessanter Ansatz...
Gruss
Micha
=->
Verfasst: Fr 17. Jul 2009, 23:37
von docali
Hallo Micha,
ja, klar, man hält den Ruhestrom vom Ausgangstrafo fern. Erinnert mich irgendwie an Parafeed, also ein Kondensator vor dem Ausgangstrafo, um Gleichspannungsanteile fernzuhalten.
Nur, ist es nicht so, dass sich bei PP die Vormagnetisierung im Ausgangstrafor zu null kompensieren sollte - wenn beide Ruheströme der Trioden identisch sind?
Ich hatte vor einiger Zeit mal mit Spice eine ähnliche Schaltung (Differential) mit Drossel unter der Kathode und Übertrager simuliert und konnte kaum Vorteile zu einem Kathodenwiderstand ermitteln. Also, ich muss noch über die Schaltung nachdenken...
Gruß,
docali
Verfasst: Sa 18. Jul 2009, 00:30
von mb-de
Hallo docali,
Spiele mit PSpice sind interessant, aber wie bei allen Simulationen nur so gut wie das verwendete Modell, und damit bei Schaltungen mit Roehren und realen Drosseln/Uebertragern selten hinreichend nahe an der Realitaet...
Im Falle der Gegentaktschaltung findet eine vollstaendige Kompensation der Vormagnetisierung nur dann statt, wenn beide treibenden Roehren ideal gepaart sind - in Ruhestrom, Steilheit und Verlauf der Steilheit ueber den Aussteuerbereich - auch bei Aussteuerung muss ueber deren Integral der Gleichanteil Null sein. Bei der EC8020 ist dies dank der extremen Steilheit und des hohen mu - und den damit verbundenen fertigungsbedingt streuuenden Parametern - praktisch nicht zu erreichen.
Thomas' Schaltung ist eine kondensatorfreie Parafeedschaltung - und wenn Du ganz genau hinsiehst, ist der Signalweg sowohl katoden- als auch anodenseitig kondensatorfrei - was hier wohl ein entscheidendes Entwurfsziel war.
Gruss
Micha
=->
PS: Ich habe nichts gegen Simulationen - im Berufsalltag sind solche taegliches Brot fuer mich - und ich benutze sie auch zur Stuetzung von Analysen zuhause... nur habe ich dabei gelernt, diesen Dingen ein gewisses Mass ans Skepsis entgegenzubrigen - es gilt immer 'garbage in, garbage out', aber leider nicht immer 'good data in, good data out'...
Verfasst: So 19. Jul 2009, 21:05
von docali
Hallo Micha,
klar, Spice ist nur so gut wie die verwendeten Modelle. Trotzdem ist es für mich un unerlässliches Hilfsmittel, um Schaltungen zu verstehen und verschiedenen Schaltungsvarianten gegenüberzustellen ohne einmal einen Lötkolben in der Hand gehabt zu haben.

Qualitativ stimmt nämlich oft die Ausgabe.
Daher habe ich mal die erste Stufe aber nur mit LL1660PP und der Drossel unter den Kathoden simuliert. Das Spektrum/die Verzerrungen ändern sich mit verschiedenen Induktivitäten (Drossel Kathode) nicht. Absolut identisch sind Ergebnisse mit einem Widerstand (soweit mit dem Innenwiderstand der Spule identisch). Sogar eine ideale Konstantstromquelle ändert das Spektrum nicht. Von daher vermute ich, dass hier bereits ein Widerstand quasi wie Konstantstromquelle wirkt und die Drossel eigentlich nicht nötig sein sollte.
Wie seht Ihr das?
Gruß,
docali
Verfasst: Mo 20. Jul 2009, 00:41
von mb-de
Hallo Docali,
ich versteige mich einfach mal in die Aussage, dass, wenn man Spice benutzt, und sich seiner Ergebnisse sicher sein will, man nebenher auch noch einmal von Hand Stuetzstellen nachrechnen muss.
Und wenn man das tut, kann man sich mit der ensprechenden Erfahrung in den meisten Faellen eine Simulation sparen...
Zwischen idealer Drossel hoher Induktivitaet (omega L >> Ri/mu), idealer Konstantstromquelle und grossem Katodenwiderstand (Rk >> Ri/mu) sollte sich spektrumsmaessig wenig tun.
Der Unterschied hier ist subtil, faellt aber vielleicht beim Simulieren nicht so auf:
Konstantstromquelle und Drossel haben den Vorteil, dass ihr Wechselstromwiderstand viel groesser ist als ihr Gleichstromwiderstand, weswegen ueber sie wesentlich weniger Spannung abfaellt als ueber einen entsprechend grossen rein ohmschen Widerstand.
Damit werden Differenzverstaerker praktisch realisierbar, die es mit einer rein ohmschen Last nicht waeren...
Beispiel: Drossel RH62.16 (beide Wickel parallel) an zwei E55L in Triodenschaltung als long-tailed-pair. Rdc 725 Ohm, 45mA je Roehre - Spannungsabfall 65 Vdc. Wechselstromwiderstand bei 20 Hz (50 Henry) 6280 Ohm. Ueber einen ohmscher Widerstand gleicher Groesse fallen 565 Volt ab - eher unrealistisch, es so zu implementieren.
Gruss
Micha
=->