Hallo!
Gestern haben wir bei Oliver ausgiebig mit der Aufstellung der Boxen auf Xindaks experimentiert und dabei hauptsächlich Slatkin's Carmina verwendet.
Manche Audiophile lieben eine "Carmina" mit dem Salzburger Mozarteum Chor und Orchester unter Kurt Prestel! Sie taucht alle Jahre wieder bei einschlägigen Billiglabels auf (z. B. in Tchibo-Läden...), am besten klingt angeblich die Pressung von "Best of Classics". Oft steht drauf DDD. Das ist natürlich Unsinn, es ist eine gute
analoge Aufnahme, wahrscheinlich aus den Siebziger Jahren, mit all den Vorzügen, die analog aufgenommene Klassik hat! Und das dürfte viele hier bei uns im Forum sehr freuen!!!!
Mit gefällt die Atlanta-Einspielung auf Telarc erheblich besser, künstlerisch schlägt sie die Salzburger Einspielung m. E. sowieso um Längen.
Und die Aussprache ist - der Hammer!!!!
Man hat vorher intensive Studien zur möglichen Aussprache der Carmina-Texte zu ihrer Entstehungszeit betrieben. EÁls ergebnis kam heraus, dass das Kirchenlatein des Spätmittelalters stark italienisch eingefärgt gesprochen wurde. Und so singen die Künstler auf der Telarc-Einspielung!!!!!
Ich finde, das passt kongenial gut zur "Carmina"!!! Gerade Hagegard"s Bariton-Partien wirken dadurch passagenweise unglaublich humorvoll (nicht lächerlich! Es funktioniert!). Eine sehr charmante und angemessen knackig musizierte Carmina, die völlig aus dem übergroßen Angebot heraussticht. Slatkin und seine Chöre (gerade der Kinderchor) wirken dagegen schon mal betuhlich.
Ich werde alle mal in Ruhe vergleichen. Bis dahin bleibt die Altanta-Aufnahme meine Lieblingseinspielung.
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Die Aufnahme von Slatkin ist sehr hübsch und "von unten bis zur Mitte" sehr detailreich, desgleichen bei den Schlaginstrumenten.
Der linke Stereokanal der Slatkin-Aufnahme (oder liegt es am Abhörraum/Konzertsaal/der Aufstellung des sehr großen und äußerst schwierig einzufangenden Klangkörpers?) bleibt merkwüdig höhenbedämpft (außer wenn die Piccoloflöte aus dem Mischklang herausgellt - DAS klingt völlig normal): Vor allem den (in dieser Aufnahme links postierten) Trompeten fehlt das so charakteristische Strahlen, und wo Trompeten im Orchster sonst eine ungemeine Durchschlagskraft entwickeln (auch bei weichem Ansatz), klingen sie in dieser Aufnahme, wie durch ein dickes Sofakissen hindurch gespielt - es ist links in mehreren Instrumentengruppen sowie dem linken Chorteil einfach zu dumpf. Das gilt etwa für die kaum differenzierbaren Hörner, Holzbläser (sind überhaupt Oboen und Klarinetten drauf???

). Der links stehende Teil des Chores klingt diffus und die Aussprache ist sehr viel schlechter zu hören als rechts. Allerdings stehen traditionell links die Damen, und Frauenstimmen können naturgemäß einfach nicht so sprachverständlich singen, wie die dazu begünstigten Herren: Ihre Grundtöne liegen z. T. schon über den Formanten der Konsonanten. Ein verständlich singender Sopran... geht physikalisch eigentlich nicht, wer's trotzdem gelernt hat, ist einsame sängerische Spitze!).
Dafür finde ich im linken Kanal verrückterweise jede Menge
toller Hochtondetails der Schlaginstrumente: Die Schlagzeuger wurden offenbar hoch genug auf der Bühne plaziert oder mit glücklicher positionierten Stützmikrofonen abgenommen.
Da es im rechten Kanal für mein Empfinden stimmt (über dem vorherrschenden warmen Fundament die sauber hörbare Aussprache der außerdem nicht diffus klingenden männlichen Chorsänger, oben erwähnte schnarrende/krachende Posaunen-Obertöne), nehme ich an, dass der Aufnahmeraum oder die Aufstellung der Musiker darin schlicht ein wenig unglücklich gewählt wurden.
Bei all der Wärme und Fülle des Klanges klingt der Solosopran im "In Trutina" plötzlich ganz anders: Sie wird für dieses (und nur dieses) Stück von der Tontechnik geradezu knochentrocken abgenommen. Ein merkwürdiger und sehr auffälliger Bruch zum üppigen Restwerk und -klang.
Und nun zum Guten: Es ist eine schön musizierte Aufnahme, besonders für Freunde des warmen Klanges und für Liebhaber sonor atmender Freuden. Hakan Hagegard singt wunderbar und gewitzt (auch wenn manchmal ein "i" statt "e" dazwischenrutscht) und ist m. E. das künstlerische Highlight der Einspielung. Ich werde mir einmal das Vergnügen machen, seine Interpretationen zu vergleichen. Ich meine damit die von 1981 mit dem Atlanta Symphony Orchestra & Chor unter Robert Shaw (auf Telarc erschienen. Eine Telarc-Aufnahme die mir persönlich sehr gut gefällt, während ich sonst mit den verschiedenen Telarc-Sounds selten etwas anfangen kann, da ist selten audiophiles dabei).
Ein Kapitel für sich ist die Aussprache des Chores. Es ist reine Geschmackssache. Mich stört englischer/amerikanischer Akzent in deutschen Gesangsstücken sehr. "Ich" klingt beispielsweise oft hart reibend, wie von Schotten, Schweizern oder Holländern gesprochen, was die Intimität des Vortrags völlig zerstört. (Was etwas aus der Wirkung des Satzes "Ich liebe dich" klanglich wird, kann sich bestimmt jeder vorstellen....) Das "R" und das "W" sind weitere Problempunkte, gerade in der vorliegenden Aufnahme (und besonders bei den Chordamen und den Knabenstimmen. ): Aus dem mehrfach wiederholten " ist mir weh" wird "ist mirr uuuuäääy, ist mir uuuuäääy".
Ein dichterisch gebrauchtes "weh" berührt mich, das englische Wort "way" bringt diese Saite in mir nicht zum klingen, und in der vorliegenden Aufnahme wird schon fast das Sprechblasenwort "Wäh!" daraus.
Ich kaufe Gesangstücke in deutscher Sprache von englischsprachigen Interpreten mittlerweile möglichst im guten Fachhandel, damit ich vorher im Laden verschiedene Aufnahmen auf die Aussprache hin probehören kann.
Auf diese Weise kam ich zu einer emotionalen Traumaufnahme des
Brahms-Requiems, die ich im CD-Onlinekatalog kaum wahrgenommen hätte (wunderbarer französischer Chor, passt bestens zur deutschen Sprache, es ist die
Herreweghe-Aufname von Harmonia Mundi. Traumhaft schöne, meditativ ruhige, klangsinnliche Musik! Für mich eine Sternstunde, auch wenn das Orchester keine Weltklasse hat. Der unglaublich gefühlvolle Chor und der Bariton machen einfach alles gut!!!!!!)