Der gerade Tonarm. ( Even longer No.1 )

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be.audiophil
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Re: Der gerade Tonarm. ( Even longer No.1 )

Beitrag von be.audiophil »

Ja, klar ist dann alles gut, wenn die Verzerrungen so klein wie möglich sind. Und natürlich gibt es da auch mehrere einflussnehmende Faktoren.

Nur ist das halt erstmal auch nur technische Geometrie mit drei Dimensionen und kein Hexenwerk. Die Verzerrungen sind dann minimal wenn die Kontaktfläche der Nadel durchgehend und gleichartigen Kontakt zu rechter und linker Rillenflanke hat. Die ganze angeblich so wichtige Optimiererei setzt aber dort an, wo man die Justage eh nicht kontrollieren und reproduzieren kann. Weist man drauf hin, dass man da am falschen Ende anfängt oder das Nichts bringt, dann wird da gerne behauptet, ein Einstein hätte die Relativitätstheorie auch nicht erfunden, wenn man ihn gedanklich dermaßen beschnitten hätte. Der Unterschied ist aber, dass Einstein Physiker war und genau wusste, welche Faktoren mit welcher Auswirkung in die Messung und das Ergebnis eingehen. Ihm war also bewusst, welche Faktoren welche Größenordnungen ergeben und hat Jene, die Nichts bringen schon von Anfang an aussortiert. Einstein hätte also Kabelklang, Schablonen nach Geometrie XY, klangliche Auswirkung der Anzugsmomente von Schrauben, den Blindtest, das menschliche Ohr als amtl. geeichter Spektrumanalyzer und Klangmessinstrument sowie die angeblich so wichtige 1000h Einspielzeit vielleicht noch als These aufgeschrieben, aber vor Planung eines Experimentes oder einer Messung bereits als unsinnig und nicht zielführend wieder gestrichen - es sei denn er hätte den Nachweis führen wollen, dass die These an sich bereits Unsinn ist. 8)

Der Unterschied zwischen den verschiedenen als angeblich besonders zielführend postulierten Geometrien gegenüber der Originalgeometrie, die der Tonarmhersteller mit seiner Schablone vorgibt sieht man hier am Beispiel eines Ortofon RMG-212i sehr gut - auch dass die Verzerrungen zur Platteninnenseite immer ansteigen (60mm ist innen am Plattenlabel, 140 mm ist außen bei der Einlaufrille):

Bild

1. Fakt: Keine der Geometrien erzeugt für den RMG-212i über 1% Abtastverzerrungen und größer 1,5 Grad Spurfehlerwinkel und das ist prinzipiell auch bei jedem anderen Drehtonarm sehr ähnlich und nie deutlich unterschiedlich - einzig mir bekannte Ausnahme wäre SAEC und eben der Rigid Float
2. Fakt: Keine der Änderungen im Verhalten der Abtastverzerrungen ist hörbar, weil diese in den deutlich über 10% betragenden Verzerrungen an den Lautsprechern untergehen
3. Fakt: Es macht auch keinen Unterschied, wo diese Kurven auf dem Abtastbereich der Schallplatte beginnen und enden, weil das eben grundsätzlich gar nicht hörbar ist

Das sieht also auch für z.B. einen Micro Seiki MA-505 MKII sehr ähnlich aus und die Fakten bleiben gleich:

Bild

Der MA-505 unterstreicht die Fakten sogar noch deutlicher, weil die maximalen Verzerrungen bei allen dargestellten Geometrieansätzen maximal gleich hoch und immer unter round about 0,5% ausfallen und der Unterschied wo diese auf den Abtastbereich der Schallplatte zum Liegen kommen oder besser starten und enden sowas von akademisch und nebensächlich sind; da liegen nämlich nicht mal 5 mm dazwischen. Allein die These, dass sich da also durch andere Justage aka Geometrie etwas angeblich Essentielles bis Weltbewegendes täte ist eigentlich Unsinn.

Dass man das grundsätzlich nicht hört zeigt übrigens der nun folgende Vergleich der rechnerisch ermittelten Abtastverzerrungen zw. dem ungekröpften Rigid Float (lila Linien) von oben und dem Ortofon RMG-212i (grüne Linien)

Bild

Obwohl die Abtastverzerrungen im Maximum über 11 Mal, im Durchschnitt über 6 Mal und im Median ganz ganz knapp unter 6 Mal höher liegen, gibt es angeblich SetUps, wo dieser ungekröpfte Tonarm klanglich angeblich besser gefällt. Wie schon gesagt, liegt das alles zwar ziemlich weit von Gut (<< 1%) weg, fällt aber halt eh nicht auf, weil die Verzerrungen der Lautsprecher das immer überdecken.

Und jetzt kommen die Justagehilfen, welche alle darauf abzielen, dass wir mit unserem Auge über einen gedachten Punkt in Richtung von einem Linenkreuz, welches mehrheitlich vom Korpus des Tonabnehmers verdeckt wird und zwei linken Daumen mit viel zu viel unkontrollierter Kraft einen Klotz mit empfindlicher Nadel und Nadelträger irgendwie in dem Tonarm/ der Headshell hin- und herschieben sollen, damit dann eine nicht exakt plane Fläche angeblich zu 1000% mit einer der Linien aus dem Kreuz fluchtet und den ganzen Bohei veranstaltet man noch dazu für ein Thema, das man nachweislich gar nicht hören kann..

Man erreicht wahrscheinlich die gleiche Genauigkeit, wenn man eine Kuh mit dem wedelnden Schwanz einen Faden durch ein Nadelöhr schieben lassen will :lol: :mrgreen:

Eine Justage nach Überhang dagegen kann mit Messchieber und einer Überhanglehre sehr viel deutlich genauer vorgenommen werden, wenn man z.B. ein Tool wie dieses hier verwendet und das dann noch dazu ganz bequem wenn man eine SME-Wechselheadshell hat

https://www.acoustand.co.uk/collections ... ew-product

Nur wie gesagt, reicht eigentlich auch so eine Überhanglehre, wie sie früher mal bei fast jedem Plattenspielerhersteller üblich war, denn den Millimeter zu weit vorn, hinten, rechts aus der Mitte, links aus der Mitte oder das Grädchen nach rechts oder links verdreht hört man eh nicht.
Gruß

Rolf

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