Tja, Düsseldorf habe ich mit gemischten Gefühlen verlassen. Dazu mehr am Ende meines Berichtes.
Zu Beginn hatte ich einen sehr netten Plausch mit Martin/Erzkanzler, Axel/2285B und Thomas/Tom_H, Thomas/TommiS leider nur kurz begrüsst.
Tonal hat mir die Clearlight Audio -Präsentation am besten gefallen, hier liefen über einen Thorens am Röhren-Vollverstärker Pharao die Clearlight Audio LS (Gitarren-Duo und dann Belafonte at Carnegie Hall). Sehr perlig und natürlich, leider sass ich zu weit vorne so dass sich die Wiedergabe doch recht stark auf die LS zog.
Ich denke, dass die räumliche Wiedergabe in den hinteren Reihen besser gewesen sein sollte.
Gut, für meine Begriffe war die Basisbreite der LS etwas suboptimal, weil zu gross gewählt. Man wollte voraussichtlich dem gesamten Publikum die Musik gleichmäßig darbieten. Schade, aber wie gesagt grosse Substanz!
Dann war ich noch bei Westlake Audio (Christoph Held). Auch hier wurde die Belafonte als "Schrecken aller Messen" angekündigt. Sehr live-haftig, wobei mir auch hier auffiel, dass wie bei
allen anderen Präsentationen die körperliche Höhe von Sängern nicht gewahrt war, will heissen bei ca. 1,3 m ist Schluss.
Nicht schlecht was aus den LS kam, angefeuert von Schäfer+Rompf Vollverstärker, aber mMn tonal nicht so schön ausgeglichen wie bei Clearlight Audio. Eine Punktsaug-Plattenwaschmaschine stand auch dort und Bruno (Freund und Entwickler meiner Minos) sah sich nach Sichtung in seinen Ausführungen bestärkt.
So ein brachialer Kasten käme mir nicht in die Stube, einfach hässlich, aber wenn denn funktioniert...
Im selben Raum wurde auch Elektronik von Audio Note vorgeführt, dann hiess es beim Wechsel die Stühle um 180 Grad drehen und weiter ging es mit einer Classic Records Auflage von Louis Armstrong "King Oliver" und eine ältere Stanley Clarke LP.
Grosse Breitenabbildung und gute Dynamik, jedoch für meine Begriffe etwas eingeschränkte räumliche Tiefe. Die LS standen dafür doch etwas zu paftich an der Wand.
Tonal wusste die Anlage durchaus zu gefallen, jedoch auch hier keine Originalgrösse von Sängern. Gut, dass der gute Louis immer sehr mikrofonnah aufgenommen worden ist, sollte bekannt sein, die Stimme wurde somit auch ziemlich gross dargestellt. Das ist aber der Anlage nicht anzulasten. Und doch klang die A.N.-Anlage so ganz anders als die vorher gehörten Geräte. Letztendlich Geschmacksache wohin die Reise geht.
Kurz war ich auch bei Brinkmann, die Laufwerke sind ja wirklich superb verarbeitet, was aber in diesem Raum an Pegeln gefahren wurde, war mMn grenzwertig. Den Bass konnte man ohne Probleme noch zwei Zimmer weiter vernehmen....mein Ding war das absolut nicht. Viel hilft viel stimmt halt nicht immer. Mir war die Präsentation (Eagles, Hotel California - Live/Hell freezes over) unangenehm, das hatte nichts mehr mit Genuss zu tun. Auch tonal fand ich einiges im argen, zuviel Bass und schneidene Höhen, irgendwie 8oer Jahre Sound. Aber wer's mag....
Einige Zeit vorher war ich mehr zur Belustigung bei Phonosophie im Raum (gemeinsam mit Chris Feikert, schöne Laufwerke, Chris war aber nicht im Raum). Ingo Hansen kannte ich bisher nur aus Berichten, mir war dieser Mann trotz versuchter Unvoreingenommenheit meinerseits direkt unsymphatisch, ein Lautsprecher erster Güte. Hauptthema seiner langwierigen Ausführungen war die Animatortechnik, die kleinen Käseschachteln die das Raumklima bereinigen sollen und somit der Musik eine natürliche Basis bieten sollen.
Viel Gesabbel um letztendlich nichts?, oder habe ich etwas an den Ohren??? Unprofessionell auch seine Ausführungen, was man nach dem Umstecken hören sollte. Das grenzt dann mMn stark an Beeinflussung und Massensuggestion.
Herr Hansen sollte sich vielmehr um gepflegte Platten kümmern, für mich war die Darbietung eines Klassikstückes (Analogue Productions) auf dem Phonosophie-Dreher von zahlreichen Knackern begleitet, mein Interesse war dann aufgrund seiner langatmigen Erklärungen sehr schnell erlahmt und mit vielen anderen Besuchern trat ich die Flucht an.
Dann gab es noch einen Raum mit einer kompletten Anlage von Consequence Audio. Röhrenelektronik ummantelt von Wurzelholz, Laufwerk mit 12"-Arm und Stand-LS.
Herr Gundlach legte diverse LPs auf , Tony Benett mit einer Swingnummer und Piano-Begleitung sowie noch eine Bossa Nova Nummer und hatte von allen Zuhörern den grössten Spass als er zum Platten wechseln stilsicher an mir vorbeitänzelte.
Insgesamt ruhige Abstimmung, ganz gegensätzlich zum Brinkmann-Raum, vielleicht etwas für den abgeklärten Hörer. Für mich aber nicht zutreffend, die wenige Zeit vor der Anlage kann beizeiten ruhig zur Attacke geblasen werden.
Im Nebenraum wurden Scheu-Laufwerke präsentiert. Elektronik von Brocksieper gab die Signale an Stand-LS (keine Ahnung..) weiter. DY spielte hier unser lieber M;chele B, schöne Darbietung, hat mir sehr gut gefallen. Endlich einmal eine Präsentation mit gutem Abgleich von Lautstärke zum Raumvolumen.
Vielleicht lag es ja auch nur an unserem identischen Musikgeschmack, jedenfalls konnte die Anlage bei Fütterung von Michael mittels Donald Fagen, Steely Dan, eine besucherseitig mitgebrachte Art Pepper, sowie einiger Klassiktitel bei mir punkten. Auffällig war, dass die Hörer durchaus länger als in anderen Räumen blieben oder sogar (wie ich auch) ein zweites mal den Raum betraten.
Im hinteren Bereich standen zwei PWM von Hannl, leider war Günther aufgrund von Krankheit nicht anwesend. Interessenten gab es reichlich, da ich bezüglich PWM's nicht ganz unbeleckt bin, habe ich einigen Besuchern die Wirkungsweise erklärt. Wie vermutet (und das ist für mich noch immer gänzlich unverständlich) hat nur ein kleiner Anteil der Analogis Erfahrungen mit einer PWM. Aber jeder macht halt seine eigenen Erfahrungen....
Im letzten Raum gab es massenhaft Neuware von Dacapo, Image-Hifi/Dirk Sommer hat die Image-LPs sowie das neue Analogheft angepriesen. Im hintersten Eck stand dann die neuste Clearaudio-Kreation, eine PWM die gleichzeitig beide Seiten reinigt. Das Handling und die Betrachtung der gereinigten Seiten mit nachfolgendem Schwenk der LP zwecks Resttrocknung durch den Bediener war für mich mehr als aufschlussreich und bestärkt meine Annahme.
Man lief sich in den diversen Zimmern immer wieder über die Füsse, eine nette Begegnung hatte ich noch mit einem AAA-User, wir hatten uns Ende 2005 einige Maxell-Bänder zwecks Überspielung diverser LPs zugeschickt und kannten uns nur von Bildern.
Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht ist doch so viel besser als telefonischer bzw. geschriebener Kontakt.
Was ist nun mein Fazit nach dieser Messe?
1. Die Profis behandeln das "Schwarze Gold" teilweise unsachgemäss.
2. Es gibt LS die doch um einiges feinnerviger aufspielen als es meine tun.
3. Es gibt LS die um einiges lauter spielen können als es meine können.
4. Ich brauche keine neuen LS.
Die zu Beginn meines Berichtes erwähnten gemischten Gefühle beziehen sich auf das gestrig gehörte. Es wird doch ein grosses Ballyhooo um Geräte und Entwicklungen gemacht, keine einzige Präsentation hat mich in den Bann gezogen. Ist es also doch nur der Tanz um die heilige Kuh?
Ich glaube vielmehr, dass die persönlichen Kontakte, der Austausch von Erfahrungen und Musikverweisen, also die gesamte Ebene oberhalb von Geräten hier die Musik macht. Dem Hobby einsam zu frönen, wäre jedenfalls für mich auf Dauer nicht genießbar.
Die Eindrücke sind rein persönlicher Natur, sollte sich jemand angesprochen fühlen, muss er damit leben. Die Digi-Cam hatte ich mit, aber aufgrund fehlender Begeisterung dann nicht aktiviert. Fehlende Infos über Geräte aus meinem Bericht werden dann hoffentlich durch andere Besucher ergänzt.
Ich hoffe, dass mein Bericht kurzweilig ist und grüsse euch aus Nettetal
Stefan
