Ja, verehrte schreibfaule Forianer, ich hab auch einen.

meines damaligen Arbeitgebers. Der Zustand war bedauernswert. Das PVC der Buchsenplatte gesplittert, DIN Anschlußbuchsen ins Gerät gedrückt,
die Kaltgerätebuchse fehlte. Das Graue Stahlblech des Gehäuses verkratzt und angerostet. Wie durch ein Wunder Frontplatte, Schalter und Drehknöpfe
unversehrt. Ich hab ihn damals mitgenommen weil das Design klasse ist und der Röhrenhype anfing. Damals wars ja noch was schwieriger an Infos zu kommen und Frihus Forum war eine gute Quelle.
In der Werkstatt die Kiste aufgeschraubt und am liebsten direkt wieder entsorgt. Keine Röhren mehr drin. Nur Überreste einer EL84. Zahlreiche Drähte
mit dem Seitenschneider behandelt. Anscheinend wollte der Vorbesitzer die Kiste ausschlachten, hat aber dann die Lust verloren.
Keine Ahnung was meine damalige Bewusstseinstrübung verursachte, ich dachte einfach, hey ein Braun CSV13, der ist gesucht, den baust du wieder auf.
Damit begann ein jahrzehntelanger, von Unterbrechungen gespickter Leidensweg.
Braun war damals bei diesen Geräten nicht nur Vorreiter in Sachen Design, sondern auch bei der Gewinnmaximierung. Die verwendeten Materialien entsprachen m.E. nicht dem Geldwert der dafür auf den Tisch gelegt werden musste. Für Tonfrequenzleitungen würde dünner geschirmter Kupferdraht verwendet, der gerne an Lötpunkten abbricht, obwohl es da auch schon Litze gab. Das zeigte sich schon beim Neubau der rückwärtigen Anschlussplatte. Viele Kondis waren Papier Erofol 2 aus denen die Vergußmasse raus quoll. Aber die waren damals ja Standart. Einige Bauteile wurden an der Grenze ihrer Spezifikation betrieben, wie z.B. der Selengleichrichter für die neg. Vorspannung der Endröhren/ Heizung und der nachfolgende 10W Widerstand zur Spannungsvernichtung um auf 12,6V zu kommen, die im Original nie erreicht wurden. Eine extra Wicklung für die neg. Vorspannung wäre wohl zu teuer geworden.
Es gab also genug Fehlerquellen die für Spaß sorgten, aber am meisten ärgerten mich die dauernd abbrechenden Kupferdrähte der NF-Leitungen.
Also gut, ich habe die Kiste wieder ans Laufen gebracht.
Die geschirmten Drähte soweit möglich gegen Litze getauscht. Die Entzerrung des Phonoteils auf RIAA umgebaut. AÜ`s und Netztrafo waren erstaunlicher Weise in Ordnung. Sämtliche Potis kratzten, Ersatz nicht zubekommen bei denen mit Mittelanzapfung. Also kam Kontakt 60 zur Anwendung.
Der Klang des Ganzen allerdings beschissen.

Was dann folgte war eine general Sanierung aller Bauteile, was ich besser nicht gemacht hätte, weil sich u.a. die Leiterbahnen vom Träger lösten, wenn der Lötkolben nur in ihre Nähe kam. An Sammler verkaufen ging nicht, kein Original mehr.
Zerlegen und in Einzelteilen verticken war mir zuviel Arbeit, hatte ja schon genug Zeit in die Kiste investiert.
Also als Unvollendete ins Regal. Ganz nach hinten damit ich Kiste nicht mehr sah. Aber trotzdem im Kopf blieb.
Jetzt steht der Braun wieder auf meinem Tisch. Und ich glaube, am Ende ist es kein Braun mehr.
Kann man ja auch als Basis für einen EL84 Vollverstärker nutzen, den ich immer schon mal bauen wollte.

Gruß Otto