Ist "HiFi" asozial? Status von HiFi?

Diskussionen, die in keine Kategorie fallen und trotzdem wichtig sind

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DerAlteDachs
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Beitrag von DerAlteDachs »

O tempora, o mores :ebh:

Und falls noch wer Adresssen von Läden hat, die lederne Gummistiefel feilbieten ... leerkaufen! Es könnten die Letzten ihrer Art sein !
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applewoi
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Beitrag von applewoi »

Genau.

Früher war sogar die Zukunft besser.

Sagt jemand, der gestern den letzten ihm bekannten Sanitärbedarfsladen aufsuchte, um diverse Ersatzteile für ein undicht gewordenes Waschbeckensiphon zu erstehen. Dazu hätte man dort früher einfach die betroffenen Teile auf den Tresen geknallt und dem grau bekittelten Mittfünziger dahinter einfach "einmal neu, bitte" zugebrummelt.

Leider war der Laden mittlerweile ersatzlos geschlosssen.

Also war ich gezwungen, mit dem Auto drei(!) umliegende sogenannte "Baumärkte" abzuklappern, um die betreffenden Ersatzteile zusammenzustoppeln, die mich dann die unverschämte Summe von gut 20 Euronen für ein Bördel, 5 Dichtungen und eine Schraube gekostet haben.
Im Fachgeschäft wäre es geschätzt die Hälfte gewesen. Ausser Tiernahrung.

Schöne neue Welt.

Manchmal kann ich gar nicht soviel fressen... :evil:


frnk
Hallo
gelöscht
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Beitrag von Hallo »

Hallo frnk,

ich möchte gar nicht behaupten, dass früher alles besser war. Ich möchte nicht mehr so leben wie "früher" da war nämlich wenig besser.

Aber im Baumarkt kannst Du ein Set kaufen in dem alles drin ist was man für eine kpl. Installation nach vorheriger Marktforschung benötigt. Alle Schrauben, alle Dichtungen incl. der Rohre etc.
Aber wehe Du benötigst eine individuelle Lösung z.B. eine Dichtung und eine Schraube!

Grüße

Jürgen
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kion
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Beitrag von kion »

"Wir kaufen heute Tüten mit Tomatensaft, wo der Schimmel gleich mit drin ist" (H.R. Kunze)

Wie kann man Qualität definieren? Meine persönliche Definition ist: ein Gut, das die Sollbruchstelle eben nicht gleich mit im Design hat.

Das ist das, was mich einen alten Strich 8er Mercedes schätzen lehrt, während der neueste AMG S65 spätestens nach drei Jahren nach einem Nachfolger schreit, da er einfach häßlich und veraltet aussieht.

Nach 120tkm muß das Getriebe sowieso raus ("Dann haben Sie eine lebenslange Grantie auf das Getriebe"), meist kurz bevor die Leasing ausläuft und sich ein Anderer um den Schrott bemühen darf.

Sinn einer Fluglinie ist es nicht mehr, Gäste zu befördern, sondern Flugtickets zu verkaufen. Den Rest erledigen wir mit möglichst geringem Aufwand mit (Wieviel hat BA noch durch das Weglassen der Oliven im Salat gespart?).

Klamotten: Wer stopft noch Socken? Lächerlich. In den Müll mit den Dingern und neue gekauft! Da sitzen Kinder in Bangladesh und machen´s ganz billig.

Tja, was ist Qualität? Und ist Qualität was für alle? Je länger ich über unsere Wachstumsmentalität nachdenke, umso mehr komme ich ins Zweifeln. Wer Qualität nicht gezeigt bekommt, kann sie in der Regel auch nicht erkennen. Oder er muß schon sehr klarsichtig und abgeklärt sein. Gut, ich kann mir den AMG eh´ nicht leisten :-)
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Hallo
gelöscht
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Beitrag von Hallo »

Hallo kion,

äh, nun die Vermischung von bestimmten Formen der Qualität kann ich nicht mehr nachvollziehen!

Nun zu der Firma AMG:
Diese Firma, bzw. deren Produkt-Tuning von Mercedes Benz war schon 1990 dem Untergang geweiht!
Dass AMG noch einen gewissen Stellenwert besitzt, liegt an dem kleinen gnomigen Chefingenieur.
Der wuselt ziemlich konträr zu seinen Monstermotoren, eine eigene persönliche PS-Leistung-Welt und fährt am liebsten mit seinen 34 PS über die Alpen nach Österreich - und freut sich darüber, dass er "ankommt"!

Aber was hat die Welt des AMG und etc. mit der hierigen Diskussion zu tun?

Grüße

J.
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be.audiophil
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Beitrag von be.audiophil »

Moin,

... ich nehme den Fredtitel mal wörtlich ...

... warum muß denn HiFi oder besser die eigene HiFi-Anlage einen anerkannten gesellschaftlichen Status besitzen?

Die Frage nach der Wertigkeit von Musik im gesellschaftlichen Kontext hätte ich ja noch verstanden, zumal man dann auch Wege aus dem "Loudnesswar" oder über die Musikbranche an sich und als solches hätte diskutieren können ... z.b. unter dem Aspekt der Meldung, daß EMI wohl Geldprobleme hat ...

... aber über Statussymbole schwadronnieren ... nö ... da müßte man erstens zuerst bei sich selbst ansetzen ... also warum das für das dedizierte Individuum überhaupt wichtig sein könnte? ... und zweitens gibt es da imho echt Wichtigeres ... :beer
Gruß

Rolf

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Thargor
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Beitrag von Thargor »

Für mich ist meine Anlage klar Statussymbol. Auch die große offen zur Schau gestellte Plattensammlung hat damit was zu tun. Und wenn ich nur versuche damit Leuten klar zu machen, ich hätte "Ahnung" von Musik.

Der Status als liebenswerter Spinner der gute Musik hört hat ja durchaus auch seinen Reiz... oder nicht?

Viele Grüße! :mrgreen:
Viele Grüße von Guido, dem langsamsten Barkeeper der Welt! :drink:

Wann war Dein letztes Live-Konzert?
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Frank Löhr
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Beitrag von Frank Löhr »

Hallo Thagor,

las regelmäßiger ehemaliger Besucher von Psychologievorlesungen, u.a. zum Thema MACHT als Motivation, kann ich dein Statement unterschreiben.
Ein fettes Teil (Anlage) im Wohnzimmer demonstriert Macht und macht vielen Menschen schlicht ein gutes Gefühl.
Mengen von LP`s bewirken das ebenfalls :wink:
Wissen und Kompetenz sind ebenfalls Machtfaktoren und sorgen einfach für ein gutes Gefühl wenn Macht zum Motiv des eigenen Handeln wird.

Dabei ist Macht hier nicht negativ belegt.

Viele helfende Berufe wie Lehrer, Arzt, Rechtsanwalt, Sozialpädagoge oder Krankenpfleger ziehen ihre Motivation aus der der Macht, was natürlich vordergründig so nicht gesehen wird...Wissen als Macht :wink:

...bei mir ist es vermutlich noch die Sammlung, die Menge an LP`s oder das fette DIY - Laufwerk. Der Rest fällt nicht mehr unter den IMAGE- Gedanken :cry: :wink:

Gruß Frank
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kion
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Beitrag von kion »

Hallo hat geschrieben:Hallo kion,

(...)

Aber was hat die Welt des AMG und etc. mit der hierigen Diskussion zu tun?

Grüße

J.
Hallo, J.

Sorry, da ist mir die Herrschaft über die Tastatur entglitten... und ich habe mit vielen komplizierten Worten einen einfachen Fakt zu umschreiben versucht, ohne daß es mir gelungen wäre: Was mich an meiner Anlage reizt, ist die Qualität (eben keine künstlich erzeugten Sollbruchstellen, die Röhren halten, bis sie endgültig hinüber sind, die verwendete Technologie ist verfeinert aber hält ewig).

Ich nehme dafür Abstriche an anderer Stelle hin, aber nur solange wie es unbedingt sein muß. Was der Rest der Welt darüber denken mag ist mir relativ wurscht - mein Herz erfreut es, daß es diese Qualität noch gibt. Daher steht meine Anlage auch an einer Stelle im Haus, wo es selten wen Anders hin verschlägt.

Schönen Abend noch und ein ohrenbefriedigendes Wochenende!
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Hallo
gelöscht
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Beitrag von Hallo »

Hallo,

ich kann in keiner Weise verstehen, dass Menschen behaupten, dass ihnen der Status einer von ihnen gewählten Welt nicht wichtig ist!

So viel schöne Eigenständigkeit kann es gar nicht geben! Auch wenn es ein erstrebenswerter Zustand sein könnte!

Grüße

Jürgen
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be.audiophil
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Beitrag von be.audiophil »

Moin,
kion hat geschrieben:Was der Rest der Welt darüber denken mag ist mir relativ wurscht - mein Herz erfreut es, daß es diese Qualität noch gibt.
... genau so sehe ich das übrigens auch ... ich pflege das Hobby für mich persönlich und für sonst niemanden ...

... mir geht es auch mehr um das Musikhören ... also Musikwiedergabe auf für mich ganz persönlich höchstmöglichem Niveau ... für mich und für meine Sinne ... was Andere darüber denken kann mir doch vollkommen egal sein ... und ist es auch ...

... gleiches gilt beim Wasteln ... oder anderen Hobbies ... das muß mich ganz persönlich anmachen ... meine Sinne betören ... sozusagen meine "individuelle" "Lust" befriedigen ...

... das gilt z.B. für die Ausfahrt im Oldtimer, das Teilnehmen an einer Rallye, das Fahren auf Alpenpässen, das Radeln an der Isar oder sonstwo, den Konzertbesuch, den Genuß von Wein, anderen Alkoholika, Zigarren, Kuchen, anderen Speisen und Getränken, das Kochen, die Arbeit ...

... das ist für mich nichts anderes als die "Befriedigung meiner ganz persönlichen Lust darauf" ...

... mir ist es also wichtiger, daß ich "die Nuß geknackt" habe ... für mich ganz persönlich wohlgemerkt ... der Applaus von den Rängen tangiert mich eher perifer ... :mrgreen:

Frank mag ja mit seiner psychologischen Beschreibung einen häufig vertretenen Motivationspunkt angeschrieben haben ...

... aber dann läge das in diesem Kontext bei mir eher auf dem Niveau der Ärzteschaft ... das Machtgefühl kommt bie mir also nur auf, wenn ich es sozusagen geschafft habe, duch Veränderung mich meinem Ziel der Musikwiedegabe auf höchstmöglichem Niveau wieder ein Stück weiter gebracht zu haben ... also ist der als Macht begriffene Effekt dann nur der Wastelerfolg ... das Gefühl doch noch etwas zum Positiven verändern gekonnt zu haben ... und noch etwas dazugelernt zu haben ...

... das ist dann also eher wie im Sport ... es reizt einfach, die alte Streckenleistung doch noch unterbieten zu können ... also "schneller", "besser", "gewiefter" als bei der letzten Durchfahrt/ dem vorangegangenen Versuch zu sein ... oder, auf z.B. die Arbeit oder das Wasteln bezogen, das Ziel auf kürzerer Strecke, mit weniger Aufwand, insgesamt besser steuerbar, mit Komfortfunktion und bei Reduktion zukünftiger Aufwände und der Komplexität erreicht zu haben

... aber auch das ist eine Befriedigung, die mich nur bei mir und meinen Bedürfnissen bleiben läßt ... und unabhängig von der Anerkennung Anderer ...

Die Anzahl der Schallplatten, die hier schon mehrfach ins Rennen geführt wurde, taugt auch nicht wirklich als Statussymbol ... das ist in der heutigen Zeit wenn dann doch zuerst einmal Ausdruck von Individualität ...

... das kann natürlich auch persönlicher Status sein ... also im Sinne von "hauptsache anders" als der Rest der Welt ...

... für mich ist es aber eher eine Aussage über die Wertigkeit, die man persönlich der Musik zuspricht ... also in etwa ... je mehr Schallplatten, desto höher der persönliche Wertmaßstab bei Musik ...

... je mehr Musik im Download, desto geringer ist die persönliche Wertschätzung von Musik ...

... und ich würde sogar fast unterstellen, daß je mehr die eigene Anlage und/ oder die Plattensammlung als Statussymbol begriffen wird, desto weniger geht es anscheinend um die Musik und deren Wiedergabe ... also auch eine Verschiebung der Wertigkeit von Musik ...
Gruß

Rolf

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kion
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Beitrag von kion »

Hallo hat geschrieben:Hallo,
ich kann in keiner Weise verstehen, dass Menschen behaupten, dass ihnen der Status einer von ihnen gewählten Welt nicht wichtig ist!
Jürgen

Nun ja, lieber Jürgen, manche kaufen sich halt von dem Geld, das sie nicht haben, Sachen, die sie nicht brauchen, um Menschen zu beeindrucken, die sie nicht mögen.

ROFL :beer
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DerAlteDachs
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Beitrag von DerAlteDachs »

Hallo hat geschrieben: So viel schöne Eigenständigkeit kann es gar nicht geben!
Auch wenn es ein erstrebenswerter Zustand sein könnte!
Why not ? Wenn man mit sich und seinem Weg der Beschäftigung mit dem Thema im Reinen ist geht das schon ziemlich gut. Und erstrebenswert ist der Zustand allemal. Das nimmt einem nämlich viel nervöse Hektik & schützt vor unnützer Geldausgabe, Endtäuschung und dem vielfach vorhandenen "Leiden am Hobby" (…. wer kennt sie nicht, die ewig Suchenden & verzweifelt einer nicht realisierbaren Vorstellung nacheifernden Kollegen. Irgendwann wird dann das Handtuch geschmissen und die Anlage erscheint auf der Resterampe von Audio, Stereoplay oder Audiomarkt wegen "Hobbyaufgabe").

P.S. Wo man dann z.B. wunderbar sehen kann, welche hanebüchenen Dinge dabei herauskommen wenn sich (wahrscheinlich hochbezahlte) Spezialisten daran versuchen, einem Monument der Musikwiedergabe den Charakter eines "Statussymbols" aufzudrücken kann man exemplarisch in der Tannoy-Prestige-Werbebrochüre sehen …

[IMG:800:547]http://i50.tinypic.com/ibji1s.jpg[/img]

Boh ey …. so kann man auf der nächsten Dinnerparty sicher den Chef beeindrucken und den Kollegen die Neidader schwellen lassen …. und darauf Johnny`s Blue Label "ontheRocks" :mrgreen:

(Zu diesem Bild empfehle ich wärmstens die Lektüre von Eggheads Artikel über die Westminster im HiFi-tunes-Buch "Lautsprecher)
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Frank Löhr
Alter Hase
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Beitrag von Frank Löhr »

Hallo Jürgen,
Hallo hat geschrieben: ich kann in keiner Weise verstehen, dass Menschen behaupten, dass ihnen der Status einer von ihnen gewählten Welt nicht wichtig ist!

So viel schöne Eigenständigkeit kann es gar nicht geben! Auch wenn es ein erstrebenswerter Zustand sein könnte!
Als ich vor ca. 22 Jahren mit Hifi als Hobby angefangen habe, spielte Status und Image sicher eine Rolle, war evtl. viel mehr Triebfeder als man es sich selber zugestehen möchte.
Mit dem Alter kam zuerst die Einsicht, daß ich mir schönes Hifi nicht ohne Verzicht auf Klangqualität leisten kann. Damit wurde meine Kette zwar immer weniger Status-Symbol, aber immer besser. Mit dem eigenen Hörraum war dann der Optik und dem WAF jede Grundlage entzogen und ich habe meine Kette was den Image-Faktor angeht beträchtlich reduziert ;-)
...frei von diesen Gedanken, entwickelt sich meine Kette immer stärker hin zur Musik :ebh:
...und dabei auch noch frei von Zwängen nur zu dem, was mir gerade wichtig ist.

Gruß Frank
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