Moin Kion,
trägt Deine Platine eigentlich eine Seriennummer?
kion hat geschrieben:
Die Platine reagiert sehr empfindlich auf Veränderungen in ihrem Biotop: Anderes Öl, anderer Fadentyp, geringere oder stärkere Spannung des Antriebsfadens (oder -Mediums) und so weiter und so fort.
... hier müßte man aber gleichzeitig auch sozusagen nach Zusammenhängen bzw. Zusammengehörigkeit unterscheiden ...
... denn z.B. alle Veränderungen die den Antrieb betreffen ... also orig. Faden/ String vs. anderer Faden vs. Gummiriemen oder Tape "drehen" sozusagen an der selben Schraube, wie z.B. eine andere Spannung des Strings/Fadens oder ein anderer Motor ...
Ein anderer Motor verändert den Gleichlauf und über das vom Motor zur Verfügung gestellte Drehmoment auch die sog. Steifigkeit des Antriebes ... also die Fähigkeit schnell oder langsamer auf Drehzahlveränderungen des Tellers zu reagieren.
Die Motorsteuerung oder Regelung an sich zielt auf einen sehr ähnlichen aber etwas weiter gefaßten Punkt ab ... also nicht nur schneller oder langsamer auf Drehzahländerungen zu reagieren, sondern auch noch genauer oder eben weniger genau ...
... tut die Motorsteuerung oder -Regelung das weniger genau, so reagiert sie zwar auf z.B. eine zu geringe Teller- oder Motordrehzahl, beschleunigt den Teller auf dann u.U. zu viel ... der Teller dreht dann erstmal zu schnell und muß wieder abgebremst werden ...
... bei einer Motorregelung (unabhängig von der Antriebsart - das tritt also nicht nur bei Direktrieblern auf) spricht man bei diesem "Effekt" auch von Regeltaumeln ...
Beim Riemen/ String/ Faden/ Tape kommen sozusagen mindestens vier Effekte zusammen ...
... das Durchrutschen am Motorpulley ...
... das Durchrutschen an der Tellerauflagefläche ...
... die Dehnung in Riemenlängsrichtung wenn Teller und Motorpulley nicht die gleiche Geschwindigkeit haben (auch deshalb haben z.B. Kettenantriebe bei Fahrrädern mit offener Mehrgangschaltung diese Federmimik am Umschalter ... andernfalls würde die Kette zurückschlagen, wenn man das Hinterrad abrupt festhielte/ abbremste ... achtet einfach mal auf die Kette, wenn Ihr sowas simuliert

) ...
... und die Übertragung von Motorvibrationen (z.B. vom Polruckeln oder eine Unwucht im Motorpulley verursacht oder auch durch den Luftschall angeregt) ...
... die ersten drei Punkte lassen sich alle unter der Rubrik Steifigkeit des Antriebes (da gehört dann auch die von Dir schon erwähnte Fadenspannung dazu) betrachten, der letzte unter dem Oberbegriff Motor ...
... wichtig sind sie aber alle vier.
Speziell die Ölfrage ist sogar eher als kritisch zu betrachten ...
... Jean Constant Verdier hat sich sehr bewußt für Zamak als Material für die Lagerhülse entschieden ... diese Auswahl ermöglichte ihm nämlich schon 1979 einen sehr geringen Lagerspalt ... dies minimiert allein betrachtet auch schon die generelle Taumelneigung des Tellerlagers, in Verbindung mit den beiden Magneten und dem Ölpolster zwischen Lagerboden und Tellerachsenoberteil, ist die Taumelneigung faktisch fast ausgeschlossen. Zudem ist es eines der ganz wenigen Tellerlager, die ordentlich durchgerechnet erscheinen ... es hat rein technisch rechnerisch betrachtet nämlich einen tieferen Hintergrund, weshalb der Achsdurchmesser des Tellerlagers bei der Urversion aus 1979 genau 20 mm beträgt und der Antrieb erst auf dem mit dem Teller verbundenen schirmenden Topf des oberen Magneten erfolgt ...
... hier wurde nämlich sogar der Schwerpunkt der Tellerkonstruktion berücksichtigt ... insofern ist mbMn diese Konstruktion allen anderen allein vom technischen Ansatz her deutlich überlegen ... hier hat sich niemand an einem Baukasten bedient und irgendetwas wahllos zusammengestöpselt sondern sauber und durchdacht konstruiert ...
Deshalb (bzw. um die Konstruktion zu würdigen) bzw. auch das vollführen zu lassen, was sich der Konstrukteur hier gedacht hat, ist auch ein wirklich passendes Öl von Nöten ... angelerntes Thorens-Wissen z.B. zieht hier nicht ... macht sogar eher was kaputt ...
... deshalb aber auch meine Frage nach der Seriennummer ... handelt es sich nämlich evtl. doch um eine franz. Platine, dann würde ich das Ölunter Angabe der Seriennummer bei Jean Constant Verdier direkt bestellen, anderfalls über Keith Aschenbrenner beziehen ... das zahlt sich aus und Sparen ist hier an der absolut falschen Stelle.
kion hat geschrieben:
Das Ergebnis sind Veränderungen im Klang, die auffallen. Ob es eine Verbesserung bedeutet oder nicht, liegt wohl im Genußempfinden des Hörers, wie Du schon sagtest.
... na ja ... es kommt auch darauf an, wie man diese Veränderung überhaupt feststellen und wie bewerten ...
... im Falle von Veränderungen am Antrieb ist das nämlich keine Frage von Bass/ Mittelton/ Hochton da, mehr da, weniger da oder fehlt ...
... sondern eine Frage der zeitlichen Abfolge eines Tones ... also den Klangfarben ...
... und läßt sich z.B. am Besten überhaupt mit einem Klavierkonzert nachvollziehen ... und hier achtet man dann explizit auf das Ausschwingverhalten eines hart und relativ laut angeschlagenen Klaviertones aus dem oberen Mitteltonbereich ... steht der Nachhall klar umrissen im Raum, so ist der Antrieb gut, verhält sich der Nachhall aber wie ein Vibrato, dann sind die Gleichlaufschwankungen des Antriebes noch deutlich zu hoch ... Grund kann der Motor sein (zu schwachbrüstig, Gleichlaufschwankungen), der Motorpulley (Unwucht) oder die Steifigkeit des Antriebes ... also Dehungsschlupf/ Steuerung/ Regelung ...
kion hat geschrieben:
Wie sieht denn eine Fadenbremse aus, und wie wirkt sie?
... nicht Webstühle sondern Nähmaschinen wäre hier der zweite "zielführende Suchbegriff" ...
Das ist im Prinzip nur eine Metall-/ Drahtschlaufe, durch die der String verläuft und den String zusätzlich abbremst ... dadurch läuft der an sich sehr schwachbrüstig ausgelegte Originalmotor an dessen oberer Drehmomentspezifikation ... muß also mehr Kraft aufbringen ... und das lästige Polruckeln wird deutlich minimiert ... bzw. fällt nicht mehr wirklich/ vordergründig auf ...
