Hallo Thomas,
habe frueher recht viel mit diesem russischen Kolben gebaut (
experimentiert ist wohl ein passenderes Wort

).
Es gibt als Ergebnis dieser Arbeit sogar ein erweitertes Datenblatt (mit
derating und anderen Hilfsangaben), welches ich einmal aus Lichpausen russischer Dokumentation heraus zusammenstellte - siehe auf Jochen Gittels site:
hxxp://www.jogis-roehrenbude.de/Russian/6C33C/ ... heetMB.pdf
Wenn man das gute Stueck richtig behandelt, geht es auch nicht durch.
Bezueglich Betriebssicherheit gibt es vier Probleme, die oft auch in sogenannten "kommerziellen" Aufbauten vorkommen:
(1) Betrieb mit zu hoher Verlustleistung bei hohen Spannungen - man muss die Verlustleistung oberhalb 250V Anodenspannung deutlich reduzieren, sonst ist das Risiko des Weglaufens gross.
(2) Betrieb mit fester Gittervorspannung oder zu hochohmigem Gitterkreis bei Gittervorspannungserzeugung ueber Servo oder Katodenwiderstand.
(3) Fehler beim Heizen - will man mehr als 45W Verlustleistung hineinstecken, muss man am besten durch Serienschaltung beider Heizfaeden dafuer sorgen, dass beide Systeme im Kolben gleichmaessig geheizt werden.
(4) Aussteuerung in den Gitterstrombereich - die Gitter verbiegen sich dabei schnell, und beruehren schlimmstenfalls die Katoden.
Achtet man nicht auf diese Dinge, gehen die Teile gerne mal durch, was ob der Steilheit der Roehre und der hohen Betriebstemperatur nicht verwunderlich ist. Achtet man darauf, stellt man fest, dass die Mehrzahl der am Markt befindlichen Roehren zuverlaessig ist und auch lange lebt - Ausnahmen sind meisst Produktionsausschuss, der auf dunklen Wegen in den eBay-Handel kam/kommt, oder gewaschene und dann als neu bestempelte Gebrauchtware...
Bei dem von Dir beschriebenen Ereignis auf dem ETF moechte ich fast wetten, dass der Verstaerkerbauer die Roehren ausserhalb ihre sichere Betriebszone betrieben hat.
Die 6S33S-Familie ermoeglicht relativ hohe Ausgangsleistungen bei kleinen, noch relativ ungefaehrlichen Spannungen, ist niederohmig, sehr robust (bis auf die vier Punkte oben) und hat zudem dank hoher thermischer Traegheit und dicker Heizfadenisolation keinerlei Brummprobleme bei Wechselstromheizung.
Ansonsten muss ich zugeben, dass die Roehre bezueglich Steuerung und Einsatz nicht so einfach zu handhaben ist, wenn man gute Resultate haben moechte - Stichworte hoher Treiberspannungsbedarf (mu kleiner oder gleich 2,7) und Durchgriffsverzerrungen, die starke Ueberanpassung erfordern. Zudem verlangen hoher Ruhestrom und niedriger Innenwiderstand nach hochwertigen Ausgangsuebertragern (schwierige Optimierung bei Eintakt - niedrige Streuinduktivitaet
und sehr grosser Luftspalt werden benoetigt).
Klanglich fand ich die Teile nicht schlecht, aber wie bei allen Laengsreglertrioden hoher Perveanz sind die hohen Durchgriffsverzerrungen am Ende klangbestimmend - das Resultat ist, wenn der Konstrukteur alles richtig gemacht hat, meisst ein Verstaerker, der "grobdynamisch" schoen wiedergibt- also in vieler Leute Ohr "roehrentypisch" klingt.
Ich komme fuer meinen Geschmack mit anderen Roehren weiter - sei es nun mit direktgeheizten Trioden oder steilen Leistungspentoden fuer Breitband- und Kettenverstaerker...
Beste Gruesse
Micha
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